CHVE – Kalvarie

| 28. Mai 2024 | 0 Comments
CHVE

(c) Nathan Verstraete

Amenra-Stimme Colin H. Van Eeckout macht seit seinem 14. Lebensjahr Musik und wandelt als CHVE immer wieder mal gerne auf Solopfaden. Von den post-metallischen Doom-Sludge-Klängen distanziert er sich jedoch und erklärt die Drehorgel zum Instrument seiner Wahl, gekleidet in Drone, Ambient und Dark Folk. Für die neueste EP „Kalvarie“ ließ sich Van Eeckout von Künstler und Einsiedler Jean-Marie Massou inspirieren, der 45 Jahre lang isoliert in einem Wald lebte, im Glauben an das Ende der Welt Tunnel grub und seine Stimme auf Kassetten aufnahm.

Wie Massou singt auch CHVE vom nahenden Untergang allen Seins. Bis es auf „Eternit“, dem einzigen, knapp 16 Minuten langen Track dieser EP, jedoch so weit ist, lauscht man dem Klang fallender Steine, die laut klackernd aneinanderschlagen. Sehr, sehr langsam gesellen sich synthetische Drone-Sounds, ein mäanderndes Grummeln und donnerndes Stampfen hinzu. Es dauert über sieben Minuten, bis klarer, klagender, fragil anmutender Gesang ertönt und nach einer Bedeutung sucht, die sich in Wahnvorstellungen äußert … oder doch nicht? Vielleicht kommt das Ende der Welt durch, wenn im Schlussdrittel sägende Töne einsetzen. Die Drehleier drängt sich in den Vordergrund, heult und schimmert gar unwirklich. Gedankenverlorenes Stampfen aus der Echokammer verhallt langsam, aber sicher.

Mit Amenra hat das hier bestenfalls thematisch zu tun, wenn überhaupt, und gerade das macht diesen Exkurs so spannend. Selbstverständlich muss man sich auf „Kalvarie“ erst einlassen, im Idealfall im Zusammenhang mit den dokumentarischen Visuals, doch fällt es letztlich unfassbar schwer, sich diesen kuriosen wie einnehmenden Stimmungsbildern zu entziehen. Jede einzelne Sekunde versprüht Magie, getragen von Drone-Schwere und stetem Hall, während Van Eeckhouts Stimme der Apokalypse so etwas wie Bedeutung zuweisen möchte. Der Untergang ist da und CHVE liefern den wundervoll verstörenden Soundtrack – ein weiteres, viel zu seltenes Gustostückerl von diesem Soloprojekt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 31.05.2024
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/chveh

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Category: Magazin, Reviews

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