Mountain Caller – Chronicle II: Hypergenesis

| 25. Januar 2024 | 0 Comments
Mountain Caller

(c) Mountain Caller

Nahezu ohne Worte und doch alles andere als sprachlos – so oder so ähnlich begehen Mountain Caller ihr neuestes Werk. Das Trio aus London beschränkt Gesangseinlagen auf ein absolutes Minimum und lässt stattdessen vor allem die Musik sprechen. Und das gelingt im Post- bzw. Prog-Kontext wunderbar, denn die Mischung aus feinsinnigen Melodien, narrativer Komplexität und eng verwobenen Arrangements geht einmal mehr auf. „Chronicle II: Hypergenesis“ nimmt sofort ein und lässt nicht mehr los.

„Dead Language“ ist mit seiner Gesangseinlage eher die Ausnahme, das ist klar, doch würden Vocals Mountain Caller tatsächlich richtig gut bekommen – einfach weil die Stimme von Bassistin El Reeve gut ist. Und doch wirkt sie über weite Strecken ’nur‘ wie ein weiteres Instrument in diesem Meer der Spuren. Gerade der aufbrausende Mittelteil, der etwas Heavyness andeutet, macht Laune, während die post-rockigen Fortsätze rundherum mit Spannungsverhältnissen spielen. Nicht zum letzten Mal ragt der pulsierende Basslauf heraus, der förmlich unter den Fingernägeln brennt und das Getriebene des Prog-Ansatzes unterstreicht.

Überhaupt beeindruckt der Tiefgang dieser Fanfaren, die sich immer wieder zu häuten wissen. „March Of The Göll“ zählt gewiss zu den härteren Tracks und verzichtet auf falsche Bescheidenheit. Dennoch packen die jazzig angehauchten Zäsuren ganz fest zu, versprühen etwas Meditatives mitten im schemenhaften Chaos, bevor wieder mit dem schaumgebremsten Dampfhammer zerlegt wird. Spannend gestaltet sich auch „Daybreak“, der magische bis anmutige Opener, der gleich mehrere Fäden und Ideen parallel laufen lässt. Immer wieder vermischen sich melodische Ansätze, fahren mit dem Post-Hammer der Distortion drüber und finden zum hoffnungsvollen Selbst.

Obwohl es eine ganze Weile dauert, bis sich die volle Strahlkraft dieses Albums entfaltet, lohnt sich jegliche Geduld doppelt und dreifach. Ja, „Chronicle II: Hypergenesis“ ist trotz oberflächlicher Zugänglichkeit alles andere als ein einfaches Album, doch soll das nicht im Geringsten stören. Was Mountain Caller hier an Details und Spannungsbögen reingepackt haben, ringt Respekt ab, zumal sie sowohl klassische Prog-Ideen auf den Kopf stellen als auch das Post-Präfix durcheinanderwirbeln. Zwischen den Stühlen wartet eine aufregende, lebendige Erzählung, die stetig wächst und wächst. Schweres zweites Album? Aber ganz sicher nicht!

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.01.2024
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/mountaincaller

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Category: Magazin, Reviews

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