Creak – Depth Perception
Eigentlich hatten Creak bloß vor, eine weitere EP einzuspielen, einen Nachfolger für das umjubelte „Bitter Picture“. Letztlich konnte sich das mittlerweile bei Prosthetic untergekommene Quartett aus Newcastle aber kaum vor Ideen retten und entschied sich stattdessen, gleich ein komplettes erstes Album einzuspielen. Das folgt ebenfalls ihrem aktuell im Aufwind befindlichen Sound, der Metalcore und metallischen Hardcore mit Nu-Metal-Elementen verbindet. „Depth Perception“ schraubt Härte und Intensität weiter nach oben, hat aber auch manch eine Überraschung im Gepäck.
Zu den Vorzeigetracks zählt „Restless Dreams“, das in vier Minuten so ziemlich den ganzen Sound abdeckt. Der brutale, derbe Beginn zwischen Brachialgewalt und Groove tankt sich durch geifernden NuCore, von Sperrfeuer und brütender Wut begleitet. Hingegen überrascht der Klargesang durch Harmoniebedürftigkeit, selbst für Metalcore-Verhältnisse. Kleine Zäsuren, ominöse Synthetik im Abgang – es kann manchmal so einfach sein. Im Gegensatz dazu lebt das eröffnende „Crossroads“ vornehmlich von seiner nicht enden wollender Rage. Stellenweise hat das durchaus Converge-Qualitäten, während der dröhnende Hass eher in Richtung Seeker schielt.
Der Titelsong fällt mit der Tür ins Haus und macht erst einmal Kleinholz aus der Garderobe. Je länger der Track dauert, desto komplexer, desto verstörender wird er. Verschlepptes Tempo, im Hintergrund verborgener Gesang und noisige Hardcore-Gesten verwirren. Das abschließende „A Head Full Of Rain“ braucht hingegen keine zwei Minuten, um komplett am Rad zu drehen. Nu- und Cyber-Einflüsse treffen auf Metalcore-Ursuppe, der Neustart boxt mit Betonplatten. Und dann wäre da noch „Doomed“, der kaputte Fünfminüter, der mit wachsender Begeisterung eskaliert, der zwischendurch aber auch Zeit und Raum für geradezu meditative Soundscapes findet.
Die wüste Unberechenbarkeit dieses Albums ist letztlich auch ihre große Stärke. Ja, Nu Metal ist hier in rauen Mengen dabei, drängt sich aber selten in den Vordergrund. Er sorgt für Groove, für synthetische Einschübe, dient auch als Triebfeder für furiose Wut und aggressive Entladungen. Harmonische Momente, pointierte Zäsuren und groovendes Chaos ergänzen den Mix und machen „Depth Perception“ zum schweren wie faszinierenden Album. Creak gehen kompromisslos nach vorne, zerstören alles, nehmen kurz in den Arm und trampeln schließlich auf den Ruinen herum. Das geht an die Substanz, hat aber ebenso hohen Unterhaltungswert – ein Einstand nach Maß, dem man sich nicht so leicht entziehen kann.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.08.2023
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/creakofficial
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