Arche – Transitions

| 6. Januar 2023 | 0 Comments
Arche

(c) E. Eskola

Melodie ohne Melodrama, eine schwierige Gratwanderungen im atmosphärischen Doom-Sektor. Arche aus Finnland stellen sich dieser Herausforderungen mehr als erfolgreich. Das Duo um Drummer V. Raittila und Multi-Instrumentalist E. Kuismin (ehem. Profetus) versteht sich auf die schwerfällige, ätherische und melancholische Seite des Genres, die sich durch schier unfassbare Heavyness, Funeral-Gemächlichkeit und bittere Süße auszeichnet. „Transitions“ entpuppt sich als kleines Wunderwerk.

Es gibt nur drei Songs in diesen 36 Minuten, von denen der in der Mitte platzierte Titelsong ein Sechstel beansprucht – und tatsächlich als Bindeglied zwischen den beiden Epen agiert. Das erste ist „Reverential Silence“, das sich über donnernde Drums und klirrend-kalte, dennoch knisternde Atmosphäre einen Weg in den Wahnsinn bahnt. Gefühlt passiert herzlich wenig, zumindest bis infernale Growls das vermeintliche Idyll torpedieren und finster-melodische Ansätze ad absurdum führen. Immer wieder finden Arche zu dieser langsamen Wut zurück und zerlegen mit heiseren Stimmbändern alles, was sich in den Weg stellt – ein schwerfälliges, wohliges Funeral-Doom-Meisterstück der langsamsten Art.

„In A Solace Light“ wählt einen etwas anderen Ansatz, der zwar zunächst scheinbar nicht so recht aus dem Quark kommt, nur um ebenfalls urplötzlich abzuheben. Geifernde Wut und tiefer Schmerz punkten mit erstaunlich hohem Unterhaltungswert, was – zumindest rein theoretisch – nicht funktionieren dürfte. Was dieses zweite Epos jedoch endgültig abheben lässt, ist die zweite Hälfte mit schemenhaften Clear Vocals, die im Hintergrund mitwippen und ätherische Chant-Qualitäten andeuten. Diese Zweitstimme lässt die Growls noch eine Spur zerstörerischer, derber ausfallen … bis ellenlange Instrumentalmagie einen Funken Hoffnung aufkeimen lässt.

Eigentümliche, beklemmende Faszination begleitet dieses atmosphärische Doom-Meisterstück. Die ellenlangen, sehr sorgsam aufgebauten Arrangements entlanden sich in gekonnter, gezielter Behäbigkeit und fahren durch Mark und Bein. Im bleiernen und zugleich melodisch angehauchten Funeral-Sektor legen Arche ein wundersames Werk vor, das seine Schönheit nur langsam entfaltet, dabei gerne mal mit Death-Doom-Intensität kollidiert und seine komplette Macht im Epos verortet. „Transitions“ ist – ohne Frage – ein Leckerbissen geworden, eine der besten Genre-Platten 2022 und einer dieser Rohdiamanten, der Großes für die Zukunft vermuten lässt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.12.2022
Erhältlich über: Transcending Obscurity Records

Facebook: www.facebook.com/archedoom

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Category: Magazin, Reviews

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