Syberia – Statement On Death
Nachdem sie mit „Seeds Of Change“ 2019 in post-metallischen Gefilden angekommen waren, beschlossen Syberia diese weiterzuverfolgen. Das rein instrumentale Quartett aus Barcelona begrüßte mit Manel Song einen neuen Schlagzeuger und bemühte sich zugleich darum, sich weiterhin nicht zu wiederholen, abermals neue Facetten einzuflechten. „Statement On Death“ bezieht sich auf einen Brief Barack Obamas nach dem Mord an George Floyd und befasst sich mit Polizeigewalt gegen POC in den Vereinigten Staaten – starter Tobak, gerade ohne Lyrics.
Allerdings brauchen Syberia keine Texte, um Stimmungen zu transportieren – Musik und Songtitel reichen vollkommen aus. „Breathe“ im Zentrum der Platte sagt alles, ohne irgendetwas zu sagen. Die ermattende Schwere, die sich wie eine Fanfare der Verzweiflung durch knapp neun Minuten zieht, reizt die Möglichkeiten von Post Rock und Post Metal gekonnt aus. Die Spanier deuten zuweilen nahezu doomige Gefilde an, ohne in diese einzutauchen, bemühen druckvolle Klangwände und blicken sehenden Auges der unvermeidbaren Katastrophe, die eigentlich vermeidbar sein muss, entgegen.
Geschickt arrangiert das Quartett seine aufwühlenden Klangreisen und erzeugt beklemmende Bilder im Kopf. „Stolen Childhood“ macht von der ersten Sekunde an klar, wohin es geht, torpediert das Gefühlschaos mit präzisen Spannungsbögen, auf die nur das robuste „Ain’t.Care.About.Bullets.“ folgen kann. Das Jetzt-erst-recht-Prinzip deutet zwischenzeitliche Hoffnung an, nur um schließlich von Wellen der Enttäuschung überrollt zu werden. Ein gewisses Maß an Resignation lässt sich nicht verhehlen, siehe auch das monolithische „Nothing Inside“ oder das zwischen Hoffnung und Verzweiflung gefangene „No Frames To Remember Them“.
Kompositorisches Geschick begleitet dieses neue Album der Spanier. Tatsächlich müssen Syberia keine großen Worte verlieren, um klar Stellung zu beziehen. Der deutlich metallische Einschlag bekommt „Statement On Death“ sehr gut und erzeugt aufwühlende Stimmungen, die unter die Haut gehen, die zum Nachdenken anregen, die rühren und bewegen. Die Texturen von Tides From Nebula treffen auf die narrative Wucht früher Long Distance Calling – ein rundum starkes Ding.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.05.2022
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/syberiaband
Letzte Kommentare