Yagow – The Mess

| 16. Juni 2021 | 0 Comments
Yagow

(c) Manuel Wesely

Die Magie der wabernden Traumreise in unerkundete Weiten begleitet den Sound von Yagow. Das Trio aus Saarbrücken verschrieb sich psychedelischer Musik im konstanten Wandel. Einst mit Stoner- und Shoegaze-Klängen unterwegs, kniet man sich mittlerweile tiefer denn je in die zeitlos wabernde Komponente des musikalischen Mikrokosmos hinein. Mit einem Deal bei Crazysane Records in der Tasche wird das faszinierende „The Mess“ in die weite Welt geschickt.

An Anfang steht ein Titelsong, der nach überaus schleppendem Auftakt zumindest rudimentär auf die Eigentümlichkeit dieser Platte vorbereitet. Zwischen einer Rhythmusabteilung im Aufbruch, der immer wieder durchscheinenden Orgel, donnernden Gitarren und unerwartet distanziert wirkendem Gesang braut sich eine erste Tour de Force zusammen, deren Zeitlosigkeit Interesse weckt. Yagow könnten seit den 60ern in so ziemlich jeder Dekade funktionieren, ohne sich entschieden einer davon verschrieben zu haben. Das mag kurios anmuten, gibt dem Sound allerdings das gewisse Etwas.

Und davon gibt es im Verlauf dieses Zweitlings reichlich zu hören. So deutet „Tres Calaveras“ Überreste des Stoner-lastigeren Einstands an, nur um diese binnen kürzester Zeit ins Gegenteil zu verkehren. Das omnipräsente Geheul der Orgel geht auf erstaunliche, auf unerwartete Weise an die Substanz. Davon will „Doomed To Fail“ vergleichsweise wenig wissen und rückt stattdessen die Aufmerksamkeit auf die lebhafte, verspielte Gitarre mit Black Angels-Einschlag. Im gewaltigen Finale „Getting Through – Is This Where The Magic Happens?“, das sich über neuneinhalb Minuten wiederholt häutet, lassen Yagow sämtliche imaginäre Psych- und Gaze-Fäden zusammenlaufen. Die wuchtigen Drumsalven, der wabernde Bass, die meditativen Zwischenspiele, der Dynamo an vorderster Front – was für ein Trip.

Warum „The Mess“ so gut klingt? Das lässt sich tatsächlich nicht mit Sicherheit sagen, weil diese Platte in ihrer Gesamtheit im besten Sinne überwältigt und betört. Auf einer Reise durch Zeit, Raum und Psych spinnen die Deutschen gar magische Fäden der smooth-aufbrausenden Eigentümlichkeit, bevorzugt mit guten Kopfhörern in einer ruhigen Stunde erkundet. Der Albumtitel mag auf dennoch sehr geordnete Musik nicht zugreifen, dient jedoch zur Einordnung des Wahnsinns rundherum – ein starker Zweitling einer nicht minder starken Band.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.06.2021
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)

Website: yagow.net
Facebook: www.facebook.com/magicyagow

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Category: Magazin, Reviews

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