Ravager – The Third Attack
Mit Ravager setzen große Thrash-Hoffnungsträger zur erneuten Landung an. Auf ihren ersten beiden Alben zeigte das Quintett aus Walsrode in Niedersachsen spielerische Klasse und begann, einen eigenen Stil zu finden. Der plötzliche Wegfall jeglicher Live-Aktivitäten ‚half‘ dabei gewissermaßen, denn man hatte plötzlich wesentlich mehr Zeit fürs Songwriting. Und genau das ist nicht zu überhören: „The Third Attack“ zeigt die Band in bestechender Form.
Ein kleines Intro macht Platz für „Planet Hate“. Der Vorhang lüftet sich, eine Mischung aus halsbrecherischer Action und wuchtigem Midtempo-Groove bäumt sich auf. Philip Herbst klingt rasender denn je, spuckt seine Zeilen mit sympathischer Galle aus. Rundherum wirkt die instrumentale Aufstellung noch eine Spur kompakter und direkter. Gerade die feinsinnigen Soli lassen keine Wünsche offen. Im Anschluss gibt sich „Back To The Real World“ der manischen Seite des Genres hin. Ravager rühren die Kessel mit Gusto, lassen Platz für einen Hauch von Melodik und schlagen die Brücke von den deutschen zu den amerikanischen Big Four. Hier hat sich hörbar einiges getan.
Bereits auf dem Vorgänger überraschte das Quintett mit spannenden, anspruchsvollen Epen. Eine solche Monstrosität, „Destroyer“, beschließt die neue Platte. Und die klingt besser denn je, denn vom zarten Intro, das sich schnell von der angedeuteten Power-Ballade wegbewegt, über die geifernden Sprints bis zu den druckvollen Midtempo-Passagen inklusive Gang-Shouts stimmt hier jede einzelne Sekunde. Der Titelsong hält davon herzlich wenig und ist in 137 Sekunden durchgeprügelt. Ravager überholen sich selbst, gehen mit dem Kopf durch die Wand und liefern bei aller Speed-Attacke eines der besten Riffs des Albums. Ein weiteres davon verbirgt sich in „My Own Worst Enemy“, dessen melodische Einschübe ebenso einschlagen.
Ja, Ravager sind tatsächlich noch besser geworden. „The Third Attack“ bestätigt nicht nur die verdienten Vorschusslorbeeren, sondern wirkt in allen Belangen kompakter, konzentrierter, wuchtiger und zugleich ausladender. Dieser kleine Widerspruch in sich, der sich durch komplexe Epen ebenso zieht wie durch kurzweilige Sprinter, sorgt für den gewissen Thrash-Kick, begleitet von einer Flut mächtiger Riffs. Ravager servieren Thrash in Reinkultur und legen die Messlatte hoch mit dem bislang besten Genre-Release des Jahres.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 18.06.2021
Erhältlich über: Iron Shield Records / Pure Steel Records (Soulfood Music)
Website: www.ravager-thrash.de
Facebook: www.facebook.com/ravagerthrash
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