Cruelty – There Is No God Where I Am

| 26. April 2021 | 0 Comments
Cruelty

(c) Liam Gauntlett

Chaos aus England, das kennt man zur Genüge; umso sympathischer, wenn dieses ausnahmsweise musikalischer Natur ist. Die 2017 gegründeten Cruelty verschreiben sich metallischer Core-Weirdness zwischen rasender Wut, technischem Anspruch und betont unbequemen Zwischentönen. Nach zwei EPs geht es nun in Albumlänge weiter. Bei Church Road Records landet aktuell „There Is No God Where I Am“, das im Vorfeld mit Bands wie Converge, Botch und Zao verglichen wird. Nagel trifft Kopf.

Und doch könnten Cruelty kaum weiter von einer bloßen Kopie entfernt sein, wiewohl sich deutliche Spuren der eingangs erwähnten Veteranen in diesen 42 Minuten finden. Wie „Mine“ aus dem Starthaus explodiert, wild um sich schlägt und selbst mitten in der kaputtesten Raserei Platz für bedrohliche, grantige Harmonie findet imponiert, macht den Track zugleich explosiver. Die letzte Minute ist hingegen ein reines Zwischenspiel mit minimalistischen Untertönen – ein wiederkehrendes Motiv, „Starve“ verfolgt beispielsweise ein ähnliches Konzept. Diese ellenlangen Übergänge lassen die Platte zwar wie aus einem Guss erscheinen, brechen aber zugleich den Fluss; ein Widerspruch in sich, der etwas Nachholbedarf offenbart.

Das drückt aber keinesfalls auf das Geschehen, denn wenn Cruely erst einmal explodieren, lassen sie sich nicht mehr aufhalten. „If There Is A God, He Does Not Believe In Me“ operiert konstant am Limit, kanalisiert rasende Wut und einen Hauch von Chaos in metallisch angehauchten Strukturen. Hingegen mutet „A Lie That Makes Life Bearable“ in seltenen Momenten beklemmend, fast schon gespenstisch an, wenn die Strophen den Track komprimieren. Der Midtempo-Elan von „To The Ground“ wirkt ähnlich fatalistisch und abgefuckt – da kann nur der abschließende Titelsong mit seinem fast schon doomigen Wurmfortsatz mithalten.

Gute Nerven sind entscheidende Begleiter für dieses abgefuckte Debütalbum, denn die brachiale Explosivität mit Hang zu selbstzerstörerischen Strukturen stellt erst einmal vor große Rätsel. Kaum ist die erste Welle der Wut überstanden, blühen Cruelty auf. Tatsächlich erinnert „There Is No God Where I Am“ an die aufgelisteten Giganten, denkt ihren Sound allerdings weiter und findet eine martialische Frische im Wulst des chaotischen Jahrtausendwechsels. Die ausgedehnten Zwischenspiele und Überleitungen mögen Geschmackssache sein, die Musik bleibt über jeden Zweifel erhaben: ein donnernder Einstand mit abgewracktem Suchtfaktor.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 30.04.2021
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/CrueltyHC

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Category: Magazin, Reviews

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