Calyces – Impulse To Soar

| 14. Oktober 2020 | 0 Comments
Calyces

(c) George Kapa

Nach langen Jahren bei Tardive Dyskinesia, die aktuell auf Eis liegen, entschloss sich Sänger Manthos Stergiou für einen Neustart. Vor zwei Jahren rief er Calyces ins Leben, die musikalisch von seiner ehemaligen Band nicht weit entfernt sind. Es setzt modernen Prog mit Groove- und Sludge-Riffing sowie Breitband-Rock, allerlei internationale Prominenz wird als Impulsgeber genannt. „Impulse To Soar“, das Debüt des griechischen Quartetts, beschränkt sich aber keinesfalls darauf, einfach nur ein paar Referenzen abzuklappern.

Namen wie Mastodon, Gojira und Baroness fallen rund um diesen Einstand, und das kommt nicht von ungefähr. „Ego Dries Up The Ocean“ macht relativ deutlich vor, wohin die Reise geht. Bereits die ersten, rein instrumentalen 50 Sekunden arbeiten mit zahlreichen Kniffen und Wendungen sowie dicken, an Stoner-Sludge angelehnten Gitarren. Stergious Gesang trägt durchaus (Post-)Grunge-Qualitäten in sich, schlägt im richtigen in wütendes Schreien um und trägt der verschärften Intensität Rechnung. Tatsächlich häutet sich diese Monstrosität mehrfach, zieht das Tempo geschickt an und verschleppt pointiert, packt dazu ellenlange, herrlich schroffe Prog-Landschaften aus.

Das störrische, herrlich verruchte „Unfair Labor“ brennt sich ebenfalls ein. Unbequeme, ominöse Flüster-Passagen schlagen in wütende Extreme-Prog-Attacken um, von knackigen Uptempo-Salven begleiten. Am Höhepunkt packt Shining-Vordenker Jørgen Munkeby ein Saxophon-Solo aus. Das mag auf dem Papier seltsam klingen, passt aber mindestens so gut wie das mehrfach ausschlagende „False Awakening“. Im Opener tummeln sich bedrohliche Aufbauten und verspielte Harmoniebögen. Wohin die Reise geht, bleibt auch nach mehreren Durchläufen offen. Dieses Eintauchen in nachdenkliche, verspielte Instrumentalbögen mit jazzigen Untertönen entpuppt sich schnell als wiederkehrendes Motiv, unter anderem im ansonsten durchaus bärbeißigen „Parasites“ gekonnt aufgegriffen.

Und so verstören und verwundern die Griechen auf einer knappen Stunde – die beiden instrumentalen Bonus-Tracks der CD- und Digital-Version eingerechnet – immer wieder aufs Neue. Was sich stressig bis anstrengend liest, funktioniert tatsächlich prächtig. Manthos Stergiou greift das Erbe seiner früheren Band auf und führt es noch viel weiter in komplexere, schroffere und ungemütlichere Gefilde. Nicht umsonst erinnern Calyces auf ihrem Debütalbum „Impulse To Soar“ an so unterschiedliche Acts wie Intronaut, Tool und Alice In Chains, ohne dabei auch nur im Ansatz wie ein blasser Abklatsch zu klingen. Hier bäumt sich eine neue, verspielt groovende Stoner-Prog-Entität auf internationalem Niveau auf.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.10.2020
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Facebook: www.facebook.com/Calycesband

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Category: Magazin, Reviews

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