Gruppe Planet – Travel To Uncertain Grounds

| 3. August 2020 | 0 Comments
Gruppe Planet

(c) Lifeforce Records

Wenn Mitglieder so illustrer Bands wie Heaven Shall Burn, Dÿse und Décembre Noir zusammenkommen, erwartet man wohl kaum instrumentalen Post Rock. Genau das ist jedoch die Spezialität von Gruppe Planet. Das Quartett aus Berlin, Hamburg und Jena widmet sich großer narrativer Kunst und verzichtet dafür fast komplett auf menschliche Stimmen. Ihre musikalische, durchaus interstellar veranlagte Reisefreudigkeit äußert sich nicht nur im Bandnamen: „Travel To Uncertain Grounds“ ist der Titel ihres Debütalbums.

Schnell zeigt sich, dass der überaus vielfältige wie vielschichtige Ansatz der Band zum großen Trumpf gedeiht. Ihr „Unfold“ nimmt geradezu majestätische Dimensionen an, nicht zuletzt aufgrund der stattlichen Spielzeit von gut neun Minuten. Es dauert lang, länger als sonst, bis Gruppe Planet auf den Punkt kommen. Weiche, weitläufige, geradezu Soundtrack-hafte Aufbauten spielen ein wenig mit Elektronik, bäumen sich in Zeitlupentempo auf und liefern auf dem Höhepunkt geradezu erhabene Momente. Der etatmäßige Aufbruch kommt, ohne alles durcheinander zu bringen, und punktet durch narrative Größe.

Diese narrative Brillanz zieht sich wie ein roter Faden durch das Debütalbum. Bereits der eröffnende Titelsong „Travel To Uncertain Grounds“ macht dies vor, türmt geschickt Schicht auf Schicht, erinnert in seiner nervösen und doch fokussierten Aufbruchsstimmung etwas an Collapse Under The Empire. „Bullhead“ lässt tatsächlich ein paar geflüsterte Textzeilen zu, clever in das treibende, schroffe Arrangement eingebettet und dem Facettenreichtum dieser Schönheit zugutekommend. Wie „A Night On A Roof“ auf einen vermeintlichen Höhepunkt zusteuert, der nie so richtig kommt, packt ebenfalls sofort zu. Ähnliches gilt für das fast schon metallische und doch harmonische Finale von „Mirai“, ein weiteres großes Post-Rock-Epos.

Selbst um die langjährige Erfahrung der beteiligten Musiker wissend, ist „Travel To Uncertain Grounds“ ein starkes Album geworden. Schicht für Schicht häutet und entblättert sich die Platte, legt beeindruckende narrative Qualität offen und ist zugleich eben doch nicht bloß ein weiteres Post-Rock-Werk. Hier dürfen ausführliche Ausbauten auch schon mal unerwartet aufgelöst, ein Hauch von Vocals in eigentlich instrumentale Gefilde eingeflochten werden. Erlaubt ist, was gefällt, und Gruppe Planets Spiel mit vermeintlichen Konventionen gelingt genau das. Kopfhörer sind für ein besonders intensives Hörerlebnis Pflicht.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 07.08.2020
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)

Website: www.gruppeplanet.com
Facebook: www.facebook.com/gruppeplanet

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Category: Magazin, Reviews

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