Disastroid – Mortal Fools
Thrash wird überbewertet: Disastroid entsteigen der Bay Area und halten sich von dessen Metal-Erbe fern. Stattdessen setzt das Trio auf einen wütenden Stoner-Sludge-Hybrid, der mit 90s-Noise-Rock, Fuzz und Psych kollidiert. Hier trifft das Händchen für Melodien von Torche auf die bärbeißige Wucht der frühen Mastodon. Der druckvolle, eingängige Gummitwist mit martialischer Heavyness findet auf dem dritten Studioalbum „Mortal Fools“ zusammen.
Das eröffnende „8hr Parking“ wirft alles in einen Topf und drischt fünf Minuten lang wie wild darauf ein. Während die leicht entrückten Vocals gleichermaßen glockenhell und ultra-aggressiv klingen, zeigt sich auf instrumentaler Ebene ein ähnlich differenziertes Bild. Dauerdruck und bleierne Schwere kollidieren mit beinahe punkigem Tempo, Fugazi-Charme und bestens abgewracktem Riffing. Im direkten Anschluss folgt „Hopeless“, vielleicht die passende Überschrift, will man den Sound dieser Platte in seine Einzelteile zerlegen. Der Track an sich zeigt eine weitere, deutlich gemächlichere Facette der US-Amerikaner und nimmt stellenweise durchaus doomige Züge an. Die mit wachsender Begeisterung gequälte Gitarre nach gut drei Minuten sorgt für die nötige Abwechslung.
Es bleibt unbequem und doch auf perverse Weise eingängig. „Insect Mind“ ist die perfekte Noise-Verneigung vor Unsane, während „The Crewser“ die überlange, doomig-sludgige Seite des Bandsounds mit wachsender Begeisterung bedient. Wie diese sechs Minuten konstant weiter wachsen und zwischen verschachtelter Rhythmik, semi-balladesken Einschüben und dröhnendem Desert Rock pendeln, begeistert. Weitere Volltreffer, darunter der wirre Rausschmeißer „Space Rodent“, runden das Gesamtpaket ab. Hier finden Disastroid ein wenig Raum für ihre Psych-Spielereien und haben hörbaren Spaß daran.
„Mortal Fools“ häutet sich im Laufe seiner gut 43 Minuten gleich mehrfach und verlangt vollste Aufmerksamkeit. Kaum schüttelt man das Haupthaar zu einem Hauch von Uptempo oder summt ein Riff mit, bereiten Disastroid bereits den nächsten Richtungswechsel vor. Brutale Intensität, kauziges Auftreten und eine erfrische Symbiose aus Melodie und ruppiger Wucht machen Laune. Nicht immer ist klar, wohin die Herren aus der Bay Area eigentlich wollen, doch die Reise an das oft verborgen bleibende Ziel ist eine packende und mitreißende.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.02.2020
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/disastroid
Letzte Kommentare