Midnight Prey – Uncertain Times
Die drei Herren hinter Midnight Prey kennen sich bereits seit dem Teenageralter. 2013 in Südwestdeutschland gegründet, zog man vor wenigen Jahren nach Hamburg und veröffentlichte mehrere Kleinformate, die sich irgendwo zwischen 70s Hard Rock, Speed Metal, Punk und NWOBHM bewegen. Mit einer gewissen Unbekümmertheit, von angenehm rumpelnden Sound diverser Legenden längst vergangener Tage begleitet, geht das Debütalbum „Uncertain Times“ auf die Suche nach dem perfekten Riff.
Erinnerungen an Venom, Diamond Head und Sweet Savatage werden wach, wenn Tracks wie „The Tower“ aus den Boxen schallen. Die herrlich reduzierte, bewusst schwammig wirkende Produktion trägt gewisse Retro-Noten in sich, die hektischen Gitarren bohren sich tief in die metallische Ursuppe und der exaltierte, angenehm aufgeregte, geradezu überschäumende Gesang könnte aus Großbritannien in den frühen 80er Jahren stammen. „Wenn es von vorn beginnt“ heißt es danach und zeigt, dass Midnight Prey auch prima mit deutschen Texten umgehen können. Das deutliche hektischere Arrangement – hier treffen Punk und Speed Metal aufeinander – kokettiert mit Atemlosigkeit, schlägt wild um sich und lässt schließlich mehrere virtuose, durchaus obligatorische Soli vom Stapel.
Im Prinzip ist jeder Track auf seine Weise ein Volltreffer. Besonders kurzweilig zeigt sich „Black Forest“, das den Schwarzwald ohne Klinik seziert. Geschicktes Spiel mit variierendem Tempo sowie der präzise Einsatz höchst unterschiedlicher Stimmungen kommen gut. Und dann ist da noch „The Fall (Into The Atmosphere)“, der überlange Rausschmeißer. Tatsächlich eröffnet ein kleines Basssolo das Geschehen, dahinter baut sich ein groovendes Westentaschen-Epos mit hymnischen Untertönen auf. Auch das falsche Ende macht Laune und lässt den Track ein weiteres Mal abheben.
Blut, Schweiß und kurzweilige Unterhaltung geben sich die metallische Klinke in die Hand. „Uncertain Times“ erzeugt keinerlei Unsicherheit, sondern geht breitbeinig voran, lärmt mit wachsender Begeisterung und stimmt mitreißende Hymnen, packende Speed-Granaten sowie sympathisches Waten in der Genre-Ursuppe an. Klar, an der ruppigen Produktion werden sich die Geister scheiden, doch gerade das macht den unverkennbaren Charme von Midnight Prey aus und passt letztlich perfekt ins Bild eines von vorne bis hinten unterhaltsamen Einstands.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.11.2019
Erhältlich über: Dying Victims Productions (Edel)
Facebook: www.facebook.com/MidnightPrey
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