Helrunar – Vanitas Vanitatvm
Evolution, Revolution, Helrunar: Die deutschen Black-Metal-Veteranen sind immer wieder für Überraschungen gut. Während sich der komplexe Meilenstein „Sól“ um sämtliche Facetten nordischer, schwarzmetallischer Klänge drehte, überraschte „Niederkunfft“ zuletzt mit Death- und Doom-Einflüssen. Weiter geht es, beinahe stilecht, zwischen den Stühlen. „Vanitas Vanitatvm“ mutet wie ein Übergang zwischen diesen beiden Werken an und zeigt sich zugleich, gemäß M.D.s Eigendefinition, so zynisch und misanthrop wie nie zuvor.
Von Homers Odyssee bis zu von Grimmelshausens Simplicissimus erstreckt sich die Auseinandersetzung mit Kultur und Gesellschaft – natürlich vornehmlich auf Deutsch vorgetragen. Nach einem kurzen Opener führt „Saturnus“ sogleich in vertraute Gefilde. Das Tempo ist hoch, die Präsentation brachial, die knorrigen Vocals gewohnt sperrig und doch für sich einnehmend. Anfangs wollen Helrunar überhaupt nicht mit dem rasanten, die Sinne raubenden Angriffslauf brechen, in weiterer Folge zeigen kürzere instrumentale Passagen und doomige Zwischenspiele ein Händchen für katastrophale Selbstaufgabe im besten Sinn.
In dieser Gangart tanken sich M.D. und S.K., nach wie vor Kern der Band, durch eine gute Stunde Musik. Zu den schwierigsten wie interessantesten Exkursen dieser Platte zählt fraglos „Nachzehrer“. Fast durchgehend in doomigen Gefilden operierend und mit Spoken-Word-Parts ausgestattet, stellen Helrunar die Geduld ihrer Hörer wiederholt auf die Probe. Das klappt hier aber ebenso wie in „Blutmond“, dieses gleichermaßen brutale wie manische Stück Musik. Klirrend-kalte, nordische Gitarren erinnern an die Anfänge der Band, zähe Schwere an die jüngere Vergangenheit – der Bogen wäre erfolgreich geschlagen.
Auch dieses Mal erreicht man die schiere Genialität eines „Sól“ nicht so ganz, dafür passiert tatsächlich zu viel auf zu vielen Baustellen. „Vanitas Vanitatvm“ gestaltet sich überaus weit gefasst, fast schon überambitioniert im besten Sinne. Helrunar wollen eben alles, Vergangenheit und Gegenwart, in eine überlange Platte quetschen. Das verlangt so manchen Extra-Durchlauf, gutes Gehör und richtig viel Sitzfleisch. Natürlich lohnt sich all das – wie immer, eigentlich. Die Spreu trennt sich sukzessive vom Weizen; man muss nur richtig investieren wollen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.09.2018
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/helrunar
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