Krakow – minus
Vergangenes Jahr sahen sich die Norweger Krakow mit einem Luxusproblem konfrontiert. Sie hatten genug Material für zwei Alben geschrieben, wollten allerdings nur eines veröffentlichen. Schritt für Schritt wurden sämtliche Tracks umgeschrieben, neu eingespielt und verfeinert. Das Ergebnis bricht mehr denn je mit dem musikalischen Schaffen der Band. „minus“ bewegt sich irgendwo zwischen Prog, Stoner, Sludge und anspruchsvollen, beinahe avantgardistischen Metal-Klängen.
Zwei kurze Nackenschläge bereiten auf die epischen Monstrositäten dieses Albums vor und schlagen zudem die Brücke zu den Vorgängerwerken. „Black Wandering Sun“ gibt sich im besten Sinne harmonisch und doch ungemütlich, tankt sich mit rasender Energie durch über dreieinhalb Minuten. Immer intensiver scheint der Song zu werden, täuscht zwischendurch sogar wilde Extreme-Husarenritte an. Das Gastsolo steuert übrigens kein Geringerer als Phil Campbell bei. Im Gegensatz dazu lässt sich „Sirens“ ein wenig Zeit, um in Fahrt zu kommen. Mehrere kleine Explosionen und dicke Gitarrenwände entschädigen jedoch für diese kleinen Verzögerungen.
Und dann sind da natürlich noch jene Monolithen, welche „minus“ zum Überflieger reifen lassen. Gerade der Titelsong, der in Richtung Zehn-Minuten-Marke schielt, perfektioniert post-metallische Strukturen mit geradezu beklemmender Präzision. Mehrmals heben Krakow kurz ab, packen wütende Double-Bass-Salven aus und finden doch immer wieder zurück zur Harmonie. Wer es hingegen frontaler und manischer mag, lässt sich vom schwerfälligen, genussvoll entstellten „From Fire From Stone“ in sämtliche Einzelteile zerlegen.
Schwere Kost, klar, aber selten hat man eine so lohnenswerte Platte gehört. Krakow ließen sich viel Zeit, steckten unheimlich viel Arbeit in „minus“ und zerlegten starke Ideen in deren Einzelteile, um komplett über sich hinauszuwachsen. Das Ergebnis gibt ihnen recht, denn die Norweger packen – mal eben so lässig im Vorbeigehen – ihr bislang bestes Album aus. Nahezu perfektes Genrebending, neues musikalisches Selbstbewusstsein und ein gekonntes Händchen für sowohl die epische als auch die frontale Seite ihres Sounds machen Krakow zu heißen Kandidaten für die Jahresendpolls.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 31.08.2018
Erhältlich über: Karisma Records (Nonstop Music Records)
Website: www.krakowofficial.com
Facebook: www.facebook.com/krakowband
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