Finnr’s Cane – Elegy

| 18. Juli 2018 | 0 Comments
Finnr's Cane

(c) Prophecy Productions

Musik braucht Luft, braucht Raum um sich zu entfalten, ihre volle Strahlkraft auszubreiten. Das gilt zumindest für manche Genres – und Bands – mehr als für andere. Wer Black Metal immer noch für eine chaotische Rumpelkammer aus dem hohen Norden hält, lässt sich von Finnr’s Cane eines Besseren belehren. Die Kanadier setzen auf Atmosphäre, auf progressive Anleihen und ordentlich Tiefgang. „Elegy“ wagt einmal mehr den Spagat zwischen den unterschiedlichsten Einflüssen und begibt sich auf emotionale, finstere Reise, die binnen kürzester Zeit zur eigenen Entität anschwillt.

Das eröffnende „Willow“ trägt bereits geschickt in episch-nachdenkliche Pfade. Mit getragenem Tempo und einer suchenden Gitarre eingeleitet, entwickelt sich langsam aber sicher ein angenehm holpriger Rhythmus, von feinsinniger Melodik getragen. Finnr’s Cane verzichten auf die Bassgitarre und verwenden stattdessen ein Cello. Das stellt Hörgewohnheiten auf die Probe, liefert zugleich jedoch frische, angenehm unorthodoxe Akzente, die sich auch im deutlich schwerfälligeren, brachialen „Elegy“ fortsetzen. Der Titelsong wirkt insgesamt eine Spur bissiger und schwarzmetallischer, behält sich jedoch seinen melancholischen Grundtenor bei.

Am anderen Ende des Albums lassen sich die Kanadier zu narrativen Höchstleistungen anspornen. „A Sky Of Violet And Pearl“ entblättert sich überaus langsam, auf Raten, beinahe im Zeitlupentempo. Das überaus dichte Arrangement rollt behäbig an in bester Post-Rock-Manier, nur um plötzlich furiose, geradezu rasende Vocals über einen gemächlichen Soundteppich rattern zu lassen. Wechselnde Intensität, kurzzeitig zunehmende Härte und komplette Reduktion geleiten in das überlange Outro – minutenlange Verschnaufpause am Ende der Hoffnung.

Natürlich stellt „Elegy“ mitunter vor größere Herausforderungen, weil es so kompromisslos und nachhaltig mit schwarzmetallischen Hörgewohnheiten bricht. Die geschickt inszenierte Mischung aus Selbstaufgabe und vertrackter Hoffnungslosigkeit bekommt Finnr’s Cane gut. Ein, zwei kurze Schwächemomente in der zweiten Albumhälfte nimmt man billigend in Kauf, denn rundherum gestaltet sich das Geschehen überraschend spektakulär und bewegend. „Elegy“ ist die bislang beste Platte der Kanadier und kratzt zugleich nur an der Oberfläche ihres hörbaren Talents.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 20.07.2018
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/finnrscaneband

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Category: Magazin, Reviews

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