At The Gates – At War With Reality
Comeback erfolgreich abgeschlossen: At The Gates treten bereits seit mehreren Jahren wieder live auf; von der Idee, ein neues Album aufzunehmen, hatten sich die Urväter des Göteborger Sounds allerdings lange Jahre distanziert – bis jetzt. Nun steht „At War With Reality“, das erste Studio-Lebenszeichen seit 19 Jahren, bereit, und lässt die Schweden einmal mehr am Melodic Death Metal-Thron rütteln. Der Weg dorthin ist noch steinig, aber immerhin ist es dem Quintett erfolgreich gelungen das eigene Erbe nicht zu besudeln.
Speziell die erste Albumhälfte ist besonders gut gelungen und knüpft stellenweise an die großen Alben der Band in den frühen 90ern an. Der Doppelschlag „At War With Reality“ und „The Circular Ruins“ umfass die wichtigsten Facetten von At The Gates: Death Metal-Brutalität, wechselnde Geschwindigkeit, dezenter Groove und eine mächtige Dosis an Melodien ohne jegliches Anzeichen von Klargesang. In einer Zeit, in der dieser Stil vielfach nachgeahmt, verfremdet und verwässert wurde, darf man sich kaum originelle Einfälle erwarten, aber gerade die etwas aggressiveren Tracks – darunter „Eater Of Gods“ und das dezent vertrackte „The Conspiracy Of The Blind“ – unterhalten von vorne bis hinten, lassen sogar den einstmaligen Pioniergeist der Erfinder durchscheinen.
Wesentlich schwieriger wird es in ruhigeren Midtempo-Passagen, von denen ein „Heroes And Tombs“ durchaus viele hat. Zwar zerbrüllt und zerkeift Tomas Lindberg diese gewohnt souverän, auch das epische Gitarrensolo hat seinen Reiz, aber der Funke will nicht so recht überspringen. Ähnlich diffizil gestaltet sich das infernale „Order From Chaos“ mit klaren Gitarren und Konzentration auf deutlich unorthodoxere Songstrukturen – gute Idee, bedingt attraktiv ausgeführt. Wie man diesen Wahnsinn mit der nötigen Dosis Härte vermengt, zeigt zum Abschluss „The Night Eternal“, eine Mischung aus melancholischer Hymne und Abrissbirne.
War es das für At The Gates? Auf weiteres Material darf und muss gehofft werden, denn „At War With Reality“ wird nur selten den überhöhten Erwartungen an die schwedischen Legenden gerecht. Am besten sind At The Gates nach wie vor dann, wenn es brachial und konzentriert nach vorne geht, gespickt von feinen Melodien und infernalen Vocals. Das Comeback-Album klingt letztlich wie ein kleiner Aufgalopp, wie der erste Akt, der auf ein konzentriert eingespieltes Brett hoffen lässt – über weite Strecken sehr gut, letztlich aber (noch) zu zaghaft.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 24.10.2014
Erhätlich über: Century Media (Universal Music)
Website: atthegates.se
Facebook: www.facebook.com/AtTheGatesOfficial
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