Vista Chino – Peace
Als sich 2010, inspiriert durch eine Tour, in dessen Rahmen John Garcia Kyuss-Songs performte, drei Originalmitglieder der Stoner-Wegbereiter für Live-Aktivitäten unter dem Banner Kyuss Lives! zusammenfanden, war alles eitel Sonnenschein. Erst als man die Veröffentlichung eines Studioalbums plante, schritten die nicht (mehr) an diesem Projekt beteiligten Josh Homme und Scott Reeder mit einer Klage ein. Letztere bekamen Recht, weswegen diese Mini-Reunion um Garcia, Nick Oliveri und Brant Bjork nun als Vista Chino unterwegs ist. Das bereits vor dem Rechtsstreit angekündigte Album „Peace“ erblickt nun endlich das Licht der Welt, wobei Oliveri nach den Aufnahmen schon wieder weg ist. Neuer Mann am Bass: Mike Dean (Corrosion Of Conformity).
Im Prinzip erfüllt dieses Debüt der alten Hasen unter neuem Namen sämtliche Erwartungen und überrascht doch. Anstatt sich auf das reiche musikalische Erbe zu verlassen und den Abklatsch eines Kyuss-Albums zu schreiben, lassen sich Vista Chino nicht lumpen und zelebrieren feinsten Wüsten-Rock. Angefangen bei „Dargona Dragona“, dem ersten Lebenszeichen des Quartetts, macht man etwaige Meriten vergessen mit einer leidenschaftlichen Performance. Für die Gitarren ist Bruno Fevery verantwortlich. Der gute Mann spielte einst selbst in einer Kyuss-Tribute-Band und weiß, wie er zu riffen hat. Die bleierne Schwere kommt gut, wird mit einer gewissen Leichtigkeit, mit beschwingtem Auftreten und Garcias einmal mehr bewegender Stimme vermischt. Automatisch schüttelt man das Haupthaar mit, mehr Groove geht kaum.
Man weiß nicht so recht, wo sich Vista Chino wohler fühlen. Problemlos verstehen sie es, sich kurz zu fassen, lassen mit „Barcelonian“ einen verführerischen Rocker vom Stapel und zelebrieren mit „Adara“ die Leichtigkeit des Seins. Furztrockener, bluesiger Rock, brütende Hitze und ein kleiner Cocktail mit Schirmchen – irgendwo winkt Satan mit einem Lollipop. Wenn das Quartett mal in ausladendere Gefilde abtaucht, wird es spektakulär. „Planets 1&2“ wird zur sechseinhalb Minuten langen Tour de force mit monströsem Slow-Food-Finale. Das sogar 13 Minuten lange Finale „Acidize… The Gambling Moose“ spottet sowieso jeder Beschreibung, überwindet seinen etwas flachen Anfang locker und driftet beinahe in Prog-Gefilde ab – ein schwer greifbarer, dennoch attraktiver Brocken Musik.
Natürlich werden sich an „Peace“ die Geister scheiden. Wer aufgewärmten Kyuss-Sound erwartet hat, wird stellenweise enttäuscht, wer auf gänzliche Neuerfindung gehofft hat, humpelt ebenso hinterher. Die Wahrheit liegt bei Vista Chino irgendwo dazwischen. Garcia, Bjork, Oliveri und Feverly zocken attraktiven Wüsten-Rock, gerne im reduzierten Tempo, oftmals Stoner-befreit und durchaus experimentell. Hat man sich erst einmal in dieses ‚Debüt‘, will man es denn so nennen, hineingehört, kommt man sowieso nicht mehr los. Musik zum Gernehören, der perfekte Soundtrack zum ausklingenden Sommer.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.08.2013
Erhätlich über: Napalm Records (Universal Music)
Website: www.vistachinomusic.com
Facebook: www.facebook.com/VistaChinoMusic
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