Interview mit Phil Swanson von Seamount

| 30. November 2012 | 0 Comments

Seamount

Auch mit ihrem vierten, „Earthmother“ betitelten Album landen Seamount einen Volltreffer in den Herzen der Doom- und Düster-Fans. So nachdenklich und finster so manche Passage auch klingt, so hoffnungsvoll und lebensbejahend fallen die Texte aus. Letztlich geht es doch bloß um „Music“, wie es bei Witchfinder General so schön heißt. Woher Seamount die Inspiration für Musik und Lyrics beziehen, und wie schwer es war, angesichts der unorthodoxen Arbeitsweise der deutsch-amerikanischen Freundschaft ein Konzeptalbum zu schreiben, verrät Sänger Phil Swanson im Interview.

Euer letztes Album "Sacrifice" war eine der besten Doom-Platten der letzten Jahre. Rückblickend, wie zufrieden bist du damit, und gibt es Dinge daran, die du gerne ändern würdest?

Es ist in der Tat das erste Mal, dass ich mit einem Album voll und ganz zufrieden bin und nichts daran ändern möchte. Ich möchte bloß darauf aufbauen und davon lernen in der Hoffnung, in Zukunft noch bessere Platten aufzunehmen. Ich glaube ehrlich daran, dass ich bereit bin, gute Alben aufzunehmen. Das Selbstvertrauen dazu hatte ich in der Vergangenheit nie.

Wann war für euch der richtige Zeitpunkt gekommen, zurück ins Studio zu gehen?

Wir sind immer „im Studio“. Wir arbeiten nie konzentriert an einem Album, wir nehmen Song für Song auf, bis wir das Gefühl haben, über ausreichend Material zu verfügen.

Gibt es bei Seamount einen Hauptsongwriter - egal ob für Musik oder Texte - oder erarbeitet ihr alles gemeinsam?

Tim schreibt die Musik und ich kümmere mich um sämtliche Texte und Gesangsmelodien. Für uns ist ein Song immer noch eine Sache, die wir gemeinsam erarbeiten, weil wir eine gewisse Freundschaft und ein gewisses Vertrauen teilen, das uns erlaubt, auf diese Art und Weise zu arbeiten, obwohl wir getrennt voneinander schreiben… macht das Sinn?

Wofür steht der Albumtitel "Earthmother" und in welcher Verbindung steht er mit den Lyrics und dem Artwork?

Tatsächlich ist „Earthmother“ meine Freundin. 90% dieses Albums drehen sich um unsere Beziehung. Darum geht es für mich bei „Earthmother“, aber ich habe versucht, es so zu schreiben, dass auch eine andere Bedeutungsebene möglich ist bzw. dass man die Texte auf seine eigene Situation beziehen kann. Die Platte soll einen sehr epischen, spirituellen Vibe haben, im Endeffekt jedoch ein großer, epischer Lovesong sein.

Die Texte sollen, so heißt es im Pressetext, einem Konzept folgen, dass von intensiven, düsteren Gesprächen beeinflusst wurde. Kannst du mir einen Einblick in diese Gedankenwelt gewähren?

Es geht darum, dass man sich in seinem Handeln nicht von Dunkelheit beeinflussen lassen darf, dass man sich selbst zugesteht, glücklich zu sein, auch wenn das nicht dem eigenen Naturell entspricht. Man muss sich gestatten zu lieben und geliebt zu werden.

Dies ist, wie du sagst, "das erste konzeptartige Album von Seamount". Nachdem du Konzeptalben zuvor gemieden hast, warum war es dieses Mal eine bzw. die richtige Option?

Eigentlich meide ich Konzeptalben nicht und habe in der Vergangenheit bereits welche geschrieben. Bei Seamount ist es jedoch so, dass wir stets an neuem Material arbeiten und ich Song für Song nehme, weswegen das Thema nie auf dem Plan stand. Manchmal habe ich ein komplettes Album vor mir, und wenn das passiert, kann ich mit einem Konzept arbeiten. Seamount operieren Stück für Stück, also kommt es auf meine Stimmung an, in welche Richtung ein Song geht. Dieses Mal war meine Stimmung über die gesamte Dauer gesehen relativ gleichförmig, aber ich bin immer wieder zurück gegangen und habe viele Texte umgeschrieben, damit sie zu diesem Album passen, was ich normalerweise komplett vermeide.

Ihr nummeriert eure Alben gewöhnlich durch, "IV" findet sich auch auf dem Cover wieder. Woher kam die Idee dazu?

Ich weiß es nicht so genau, es ist irgendwie passiert. Tim ist unser Creative Director, er kümmert sich voll und ganz um die visuelle Komponente. Ich nehme an, dass er findet, dass dies zu uns passt. Ist es nicht unglaublich, dass es uns noch gibt und dass wir schon bei IV sind?

Lass uns ein wenig über eure Einflüsse sprechen. In eurem Sound hat sich einiges an klassischem Doom versteckt, Spuren von Black Sabbath, Deep Purple und sogar okkultue Rockbands wie The Devil's Blood, wobei euch einzig die Musik verbindet. Wie stehst du zu diesen Vergleich und wo siehst du euch selbst?

Obwohl wir mit The Devil’s Blood befreundet sind, gibt es keinerlei Einflüsse von ihnen, womit sie sicher zustimmen werden, zumal wir schon vor ihnen Platten veröffentlicht haben und ich keine psychedelischen Elemente in unserem Sound erkennen kann. Der „Doom“-Begriff hat sich in den letzten Jahren stark erweitert und für Seamount war es immer schon schwer, in eine Schublade zu passen, zumal uns auch gewisse „Pop“-Elemente zugrunde liegen. Der Vergleich stört mich nicht, ich verstehe ich bloß nicht. An Seamount gab und gibt es nichts Okkultes; alles Spirituelle ist einzig und allein mit der christlichen Bibel verbunden. Für mich war da schon immer eine Mischung aus Obsessed und Kyuss in unserem Sound verankert, womit sich Black Sabbath und Led Zeppelin von selbst ergeben. Ich würde diese Bands nicht als unsere einzigen Einflüsse bezeichnen, so klingt nur das, was bei uns herauskommt. Seamount wird von allem beeinflusst, was wir hören: Classic Rock, Heavy Metal, Doom, Punk, Death, Stoner, Gothic, Ambient und sogar Pop.

Ihr habt "Music" von Witchfinder General gecovert. Warum gerade diesen Song, was bedeutet er für euch?

Der Titel sollte eigentlich selbsterklärend sein. „Music“, das ist alles, darum geht es für uns – ein großartiger, witziger Song, der all das feiert, worum es bei und für uns geht. Witchfinder General haben es am besten gesagt, niemand kann es besser sagen, also lass es uns einfach wiederholen!

Noch stehen keine Tour-Daten fest. Wird man euch in Österreich live sehen können?

Wir wollten auf unseren letzten Tourneen nach Österreich kommen, aber es ist sich immer gerade nicht ausgegangen. Momentan planen wir unsere nächste Konzertreise, aber ich muss zunächst einige Dinge erledigen, bevor ich für eine Seamount-Tour bereit bin. Wann diese stattfinden wird, kann ich leider nicht sagen, weil ich diese erst mit meinem Dienstplan abstimmen muss, aber ich hoffe, dass wir im Frühjahr 2013 unterwegs sein können.

Wie sehen eure Pläne für die kommenden Wochen und Monate aus?

Einfach das Album sacken lassen; Tim hat bereits angekündigt, an neuem Material zu arbeiten, auf das ich mich bereits freue. Außerdem gibt es Gerüchte über einen künftigen Vinyl-Release.

Was macht Seamount einzigartig?

Wir passen in kein Muster, wir haben unser eigenes, das wohl sehr persönlich ist, denn ich kenne keine andere Band, die so viel Risiko eingeht wie wir. Wir erkunden unseren Stil wesentlich stärker als andere Bands, sind bereit, Risiken einzugehen, und lassen die Leute all unsere Ideen hören; unabhängig davon, was man bislang von uns kannte. Wir schreiben Songs, die wir selbst hören wollen, und haben nicht vor, irgendwelche Erwartungen oder unseren kreativen Freigeist zu erfüllen. Es gibt keine Vorgaben, wir schreiben Musik, die wir fühlen. Letztlich geht es uns darum, einen guten Song zu schreiben. Es geht nicht darum, Doom zu sein. Wir lassen uns bloß von unseren Einflüssen leiten und vermischen diese mit unseren Ideen.

Abschließend bitte ich dich um ein paar letzte Worte:

Immer der schlimmste Teil eines Interviews: Ich schätze, ich möchte einfach jedem danken, der sich die Zeit nimmt, unsere Musik zu hören und ein paar nette Worte für uns übrig hat; jedem, der sich damit verbunden und davon bewegt fühlt, wenn auch nur ein kleines bisschen, und jeder, der dadurch zu einem Freud geworden ist.

Vielen Dank für das Interview! Im Namen von Demonic-Nights wünsche ich euch alles Gute für die kommenden Wochen und Monate und hoffe euch bald auf Tour zu sehen.

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