Fear Factory – The Industrialist
Auch wenn Fear Factory ihren neuesten Streich als Duo aufnehmen mussten, sollte man das Ergebnis keinesfalls unterschätzen. Riff-Meister Dino Cazares zeigt sich für die komplette Instrumentierung verantwortlich, während Frontmann Burton C. Bell sein markantes Organ zur Hochform auflaufen lässt. Wie sich bereits beim Vorgänger und gleichzeitig auch Burton/Cazares-Reunion-Album „Mechanize“ abgezeichnet hat, besinnt man sich auf „The Industrialist“ noch mehr auf das, was den guten, alten Angstfabrik-Sound ausmacht: Präzision, Aggression und Melodie.
Was den textlichen Inhalt betrifft, bekommt der geneigte Fan genau das geboten, was man sich von der Industrial-Walze erwartet. Der Hauptcharakter ist der „Industrialist“, eine Maschine, die im Laufe der Geschichte immer menschlichere Züge annimmt und am Ende sich seiner Menschlichkeit bewusst wird. Natürlich wäre die Story nur halb so fesselnd, würde der Soundtrack nicht dazu passen. Darüber braucht man sich im Falle der Cazares/Bell-Maschinerie in Zusammenarbeit mit Industrial-Legende Rhys Fulber jedoch keine Sorgen machen. Der mechanisierte, stakkato-lastige Death Metal mit unterkühltem Industrial-Einschlag vermag es dem hellsten Platz auf der Erde das letzte bisschen Sonnenlicht zu entziehen.
Nach einem kurzen, Fear Factory-typischen, bombastischen Spoken-Word-Intro entpuppt sich der Titeltrack als erster musikalischer Presslufthammer. Dass für das Schlagzeug ein Drum-Computer verwendet wurde, fällt nicht weiter ins Gewicht, sondern unterstreicht den maschinell-sterilen Vibe der Platte. Beim thrashig anmutenden „Recharger“ kommen erstmals Bells über alles erhabene klaren Gesangslinien zum Einsatz, nur um kurz darauf wieder von seinen bissigen Aggro-Shouts zu Kleinholz verarbeitet zu werden.
Das alles zermalmende „New Messiah“ lässt jedes Fan-Herz höher schlagen und versetzt einen geradewegs zurück zur „Demanufacture“ bzw „Obsolete“-Ära. Wem der Industrial-Anteil bis jetzt noch etwas zu kurz geraten ist, der wird bei „God Eater“ mit schaurigem Sample- und Synthi-Futter belohnt. Ganz fett geht’s im Outro zu. „Depraved Mind Murder“ und „Virus Of Faith“ vereinen die besten Eigenschaften des Fear Factory-Sounds und lösen ein wahres Erdbeben an unbändiger Intensität aus. Nach dieser erbarmungslosen Metal-Breitseite wirken die beiden letzten, durchaus stimmigen Instrumental-Tracks wie eine Art Erholungskur.
Kaum zu glauben, aber wahr: Fear Factory liefern mit „The Industrialist“ ihr wohl bestes Album seit „Obsolete“ ab. Der Innovations-Faktor ist zwar nicht mehr so hoch wie vor 15 Jahren, aber das erwartet man sich von den Herren auch nicht mehr. Die Mission zur alten Form zurückzufinden, hat das Duo mit Bravur erfüllt. Mittlerweile wurde ja auch in der Bandbesetzung wieder aufgestockt und so sollte den einstigen Extrem-Metal-Pionieren anno 2012 nichts mehr im Wege stehen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 01.06.2012
Erhältlich über: AFM Records (Soulfood Music)
Website: www.fearfactory.com
Facebook: www.facebook.com/fearfactory
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