Insomnium – One For Sorrow
In Finnland versteht man es perfekt, Düsternis und Beklemmung in Mini-Epen zu verpacken. Gemeinsam mit Ghost Brigade verstehen es Insomnium perfekt, Melodic Death Metal und Dark Metal-Klänge auf jene Art und Weise miteinander zu vermengen, dass diese durch Mark und Bein gehen. Wo die Tour-Kollegen mit dezenten Katatonia-Seitenhieben zu punkten wissen, gibt sich das Quartett aus Jönsuu eine Spur grobschlächtiger an. Was sich auf „Across The Dark“ bereits angedeutet hat, wird nun auf dem Century Media-Debüt „One For Sorrow“ zelebriert: melodisch brutale Melancholie zwischen Göteborger Schule und kleineren Vikinger-Festen.
Die wichtigste Neuerung vorneweg: Gitarrist Ville Friman, der den Klargesang bislang live übernommen hat, sang die entsprechenden Parts dieses Mal auch im Studio ein, womit dieses Problem endlich gelöst ist. Bester Beleg dafür ist „Through The Shadows“ – ein von feinsinnigen Gitarren durchzogener Track, der vor allem im Refrain aufblüht, wenn Friman mit seiner klaren, hellen Stimme über Niilo Sevänens Growls singt. Eben jener Part ist nicht nur zum Niederknien, sondern fungiert auch als hervorragendes Kontrastprogramm zu den feisten Strophen, in denen man gelegentlich Amon Amarth rauszuhören glaubt. „Song Of The Blackest Bird“ bolzt ähnlich voran, entwickelt aber nicht nur aufgrund seiner Überlänge durchaus epische Dimensionen: Dynamik und Motiv werden auf Albumlänge kaum überboten.
2011 versuchen Insomnium etwaige Querverweise zu prominenten Weggefährten nicht mehr zu verschleiern, sondern sind ob ihres wuchtigen Sounds selbstbewusst genug, diesen relativ offen Tribut zu zollen. „Every Hour Wounds“ beispielsweise legt wie ein In Flames-Klassiker los, intensive Uffta-Uffta-Drums inklusive. „Lay The Ghost To Rest“, das zweite Epos auf „One For Sorrow“, lässt erneut kleinere Querverweise auf Amon Amarth und Konsorten zu, in den proggigen letzten zwei Minuten erinnern Frimans Vocals gar ein wenig an Opeth’sche Klarmagie. Zwischendurch geht es aber vor allem nach vorne: „Only One Who Waits“ brennt ein echtes Feuerwerk auf, das man beinahe in klassischen Schwedentod-Gefilden ansiedeln möchte, nur um am absoluten Höhepunkt die mittlerweile ikonisch gewordene Insomnium-Melancholie einfließen zu lassen.
Insomnium sind auf ihrem fünften Album – man darf das böse Wort gerne verwenden – ‚erwachsener‘ geworden. Es geht stärker nach vorne, die Produktion wirkt noch druckvoller und gerade mit dem verstärkten Einsatz von Ville Friman wurde die Baustelle ‚Klargesang‘ nicht beseitigt, sondern ausgezeichnet gelöst. Auch wenn ein paar Amon Amarth-Referenzen weniger nicht geschadet hätten – ohne die typischen melancholischen Momente möchte man sich beinahe gen Wikingerhelm stürzen – funktioniert „One For Sorrow“ als nächster logischer Schritt für die Finnen. Gewohnt souverän, gewohnt packend, dazu haben Insomnium mit „Through The Shadows“ einen der besten Genre-Songs der letzten Dekade geschrieben. Die Doppelspitze mit Ghost Brigade funktioniert besser denn je.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.10.2011
Erhätlich über: Century Media (EMI Music)
Website: www.insomnium.net
Facebook: www.facebook.com/insomniumofficial
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