First Draft – An Instant Before The Promise Of Dawn
(c) Judith Lapara
Das Duo-Line-up als komprimierte Musikmaschine ist inzwischen alles andere als neu, doch was First Draft aus vermeintlich beschränkten Mitteln machen, beeindruckt. Das französische Duo versteht sich auf eine Mischung aus Post Rock und Post-Hardcore, mit einer singenden Drummerin und einem virtuosen Bassisten. Gitarren gibt es keine, was man jedoch dazusagen muss. Wenig überraschend mangelt es dem zweiten Album „An Instant Before The Promise Of Dawn“ an rein gar nichts, dafür setzt es eine Extraposition Intensität und Atmosphäre.
Wiewohl man die stärkere Bass-Präsenz in den eröffnenden Sekunden von „For A Few Minutes More“ bemerkt – wüsste man nicht um diese musikalische Besonderheit, es fiele nicht auf. Dafür aber die fantastische, helle und eindringliche Stimme von Marine Arnoult, die durchaus an Anthony Green (Circa Survive, L.S. Dunes) erinnert. Die nervöse und doch klare, kraftvolle Energie dieser Platte passt da prima dazu, wie auch in diesem Song. Dieser lebt aber auch von einem wunderbaren, intensiven Einschub mittendrin, der das Geschehen auf ein absolutes Minimum herunterbricht und daraus eindrucksvolle Kraft für den furiosen Schlussakt bezieht.
Damit wäre – zumindest theoretisch – alles gesagt, doch hat das französische Duo noch so viel mehr vor. Wie im erst getragenen bis balladesken „My Courage Is Prey“, das sich seine Kraft erst erarbeiten muss und im furiosen Finale mit purer, fast ungeschliffener Wucht überrascht, ja sogar die Stimme gewaltig erhebt. Oder im drückenden „A Tyrant’s Heaven“ mit Uptempo-Attacken, die durch Mark und Bein fahren, die sämtliche Sinne gleichzeitig betäuben und mit ansatzweise Heavyness erdrücken. Und dann ist da noch „Promised Land“, der Siebenminüter zum Schluss, der wundervoll mit widersprüchlichen Emotionen spielt, der kantige Dissonanz hervorkramt, mehr und mehr Fahrt aufnimmt, bevor plötzlich das Licht ausgeht.
Federleicht und doch unfassbar anspruchsvoll, mit diesem steten Auf und Ab schwingt sich der Zweitling von First Draft zu erstaunlicher Größe auf. Was an dieser Platte so stark ist: die stets gespannte, zugleich lockere Atmosphäre, die alles brodeln lässt und die absolute Eskalation wieder und wieder in die imaginäre Nähe lockt. Die Idee, besonders getragenen Post Rock mit durchaus experimentell veranlagter Beinahe-Härte zu verbinden, ist so einfach wie genial, der basslastige Kunstgriff und die fantastische Tiefe die Krönung: „An Instant Before The Promise Of Dawn“ hat das Zeug zum Überflieger. Hier sollte man mehr als nur ein Ohr risikieren, unbedingt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.10.2025
Erhältlich über: Vlad Productions
Website: firstdraftmusic.com
Facebook: www.facebook.com/wearefirstdraft
Slider-Pic (c) Judith Lapara
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