Kusanagi – Paramnesia

| 29. Mai 2025 | 0 Comments
Kusanagi

(c) Kusanagi

Kusanagi leben und atmen Szeneliebe und DIY-Ethos. Das 2011 gegründete Quartett aus Liverpool unterstützt zahlreiche Bands und kleinere Festivals, knüpft enge Bande und rief sogar das eine oder andere eigene Event ins Leben. Während den Arbeiten an ihrem inzwischen dritten Album ergab sich für die instrumental agierenden Post-Rocker eine Art konzeptueller Leitfaden. Jeder einzelne Track hatte seine ureigene Klangästhetik, die sich durch die Bank wie abstrakte Traumzustände anfühlten. „Paramnesia“ schwebt durch das Unterbewusstsein und sucht nach Verbindungen zwischen dem Bewussten und dem Unterbewussten.

Die gesundheitsfördernde Kraft des Schlafes erkennt „In Sleep We Heal“ bereits im Titel und arbeitet sich zittrig, fast nervös vor. Schnell wird eine gewisse Verletztheit deutlich, die mit warmen Tönen verbunden wird. Eine Art imaginärer Mantel legt sich um den Schmerz und versucht diesen zu tilgen. Zwischenzeitliches Aufbauen inklusive drückender Drumsalven nimmt den Kampf auf, am Ende ist vermutlich alles besser. Wo oben und wo unten ist, bleibt im Traum häufig ein Rätsel. „Spacial Awareness“ versucht Realität und Hirngespinst zu vereinbaren, verfügt über gleich zwei formidable Peaks und kleidet zugleich in wohlige Watte.

Hin und her, auf und ab – „Night Symmetry“ hangelt sich von einer Schlafphase zur nächsten, setzt sich mit Anfängen und Enden auseinander. Singende Gitarren überraschen mit dezentesten NWOBHM-Lead-Anwandlungen, doch ist letztlich die forsche, knackige Rhythmusabteilung der Star. Im folgenden „Polymorph“ darf sie einen vergnügten, verspielten und neugierigen Song tragen, stellenweise bloß einen gefühlten Hauch von Math Rock entfernt, mit seiner Ebbe und Flut doch typisch Kusanagi. Typisch ist auch das finale „Dream Projector“, das vor allem durch seine mächtigen Texturen begeistern kann. Knisternde, nervöse Intensität macht sich binnen Sekunden breit.

Einzig der imaginäre musikalische rote Faden auf Albumlänge braucht etwas; das geht aber in Ordnung, denn letztlich greifen diese 52 Minuten doch nahezu nahtlos ineinander. „Paramnesia“ braucht bloß ein paar Durchläufe, bis das klar wird. Der unaufgeregte und doch aufregende Post Rock der Briten verdient sich diese Extraportion Aufmerksamkeit ohne Frage. Traumhaft, traumwandelnd, träumerisch, doch nie albtraumhaft – in diesen Zwischenwelten sind Kusanagi abwechselnd hellwach und hundemüde, erinnern angenehm an Granden wie Mogwai oder Explosions In The Sky, setzen ihren eigenen Weg aber stets fort. So sympathisch kann vermeintliche Sprachlosigkeit sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 30.05.2025
Erhältlich über: Ripcord Records

Facebook: www.facebook.com/KusanagiMusic

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Category: Magazin, Reviews

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