Scowl – Are We All Angels

| 2. April 2025 | 0 Comments
Scowl

(c) Sean Stout

Ein wilder, derber Nackenschlag von 16 Minuten rückte Scowl Ende 2021 erstmals im Visier eines Hardcore- und Punk-Publikums. Das kalifornische Quintett um Kat Moss baute Druck in rauen Mengen auf, abgerundet von einem kurzen melodischen Einschub. Exakt der sollte das weitere Songwriting befeuern, das nach mehreren Kleinformaten nun in einem zweiten Album mündet. Auf „Are We All Angels“ dürfen mehr Hooks und Melodien an vorderster Front mitmischen und hieven den Sound der Band auf ein neues Level.

Dass es sich bei diesen elf Tracks um eine Abhandlung über Entfremdung, Trauer und Kontrollverlust handelt, ist nicht immer klar. Moss geht offensiv mit der Rolle von Frauen in einer von Männer dominierten Szene um und verleiht ihrer Wut darüber Ausdruck. Das eröffnende „Special“ packt diesen konstanten Widerspruch – perfekt, aber ja nicht zu perfekt sein – in drei Minuten, die kraftvollen Alternative Rock mit stakkatoartigen Hardcore-Punk-Attacken verbinden. Zwischen hymnischer Melodik und ominöser Düsternis öffnen sich tiefe Gräben, die „B.A.B.E.“ im Anschluss mit Pop Punk versieht. Diese neue musikalische Spezialität schafft süßliche, sympathische Kontraste.

Von eben jenen Kontrasten kann das gesamte Album zehren, ohne sich in Beliebigkeit oder gar Belanglosigkeit zu verrennen. Der Kraftakt „Suffer The Fool (How High Are You?)“ liebt seine mächtigen Melodieteppiche, klingt stellenweise fast radiofreundlich, ist aber letztlich doch voller kleiner Details, versteckter Ecken und Kanten, die mindestens so beherzt zulangen wie der eingängige Punk von „Not Hell, Not Heaven“. Wiederholte Uptempo-Attacken machen Laune. Im abschließenden Titelsong verlieren sich Scowl mit wachsender Begeisterung, überschlagen sich beinahe selbst und lassen den eigenen Kampf zwischen Gut und Böse in pures, lebensechtes Chaos ausarten.

Dieser alles andere als kleine, dafür richtig feine Leistungssprung steht Scowl bestens zu Gesicht. Im Herzen bleiben sie eine Hardcore- und Punk-Band, stellen sich bloß um Welten breiter auf und räumen damit ab. Gerade die Pop-Punk-Hooks kommen richtig gut, ebenso die rockende Düsternis, die „Are We All Angels“ einen gewissen Tiefgang verleiht. Hier können mächtige Melodien und derbe Breakdowns, angenehemer Gesang und rasende Schreie problemlos nebeneinanderstehen, ergänzen sich und schaffen ein gewaltiges Ganzes, dem man sich kaum entziehen kann. Scowl rennen mit ihrem zweiten Album offene Türen ein und sollten schon bald deutlich größere Bühnen erobern dürfen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.04.2025
Erhältlich über: Dead Oceans / Secretly (Cargo Records)

Website: www.scowl40831.com
Facebook: www.facebook.com/Scowl40831

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Category: Magazin, Reviews

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