Pillars Of Cacophony – Paralipomena

(c) Pillars Of Cacophony
Biowissenschaft, Lockdowns und eine Doktorarbeit – diese zugegebenermaßen ungewöhnlichen Zutaten legten den Grundstein für Pillars Of Cacophony, ein Projekt des Grazers Dominik, der bei Seduced die Gitarre bedient und die unerwartete Extrazeit vor einigen Jahren zum Anlass nahm, ein Nebenprojekt auf die Beine zu stellen. Das erste Album „Parerga“ wurde von Bandkollege Georg abgemischt, mit „Hitchens“ erschien eine weitere Single. Nun schwingt sich „Paralipomena“ erneut zu höchsten Höhen auf und serviert im technischen versierten Death-Metal-Umfeld eine intensive Auseinandersetzung mit den ‚biologischen Wahrheiten des Lebens‘ und den Werkzeugen jener Wissenschaftler, die diese entschlüsseln.
Die (fast) komplette DIY-Produktion wirkt in jeder Hinsicht größer und vielfältiger. Einzig das Artwork und ein Gitarrensolo wurden ausgelagert, ansonsten wurde hier alles in Eigenregie gestaltet. Und dieser Ansatz geht auf, wie beispielsweise „The Cradle“ sehr eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der Track explodiert förmlich aus den Startlöchern, zeigt sich jedoch bockig und störrisch. Komplexe Tech-Rhythmuswechsel und kleine Zäsuren lockern das Bollwerk auf und machen es zugleich komplizierter. Speziell der ominöse, nahezu melodische Mittelteil lässt kurz aufhorchen, dann folgt die nächste Explosion.
Und Explosionen, Detonationen gibt es auf dieser Platte in Hülle und Fülle. „The Discord“ startet in media res, stimmt einen Blackened-Sprint an und mischt immer wieder Dissonanzen betont unangenehmer Art hinzu. Wiederholtes Ausschlagen, plötzlich gedrosseltes Tempo und kantige Kaltstarts torpedieren sämtliche Sinne. Sofern diese nicht bereits längst betäubt worden sind, siehe und höre „Of Plaques And Fibrils“. Geradezu jazzig-proggige instrumentale Einschübe zerlegen brutalste Death-Metal-Husarenritte mit dem Skalpell und setzen neu zusammen – ein bizarrer wie faszinierender Höllenritt. Hingegen beginnt „Mitosis“ relativ klassisch und direkt, nur um sich in der zweiten Hälfte in jazzigen Mini-Jams zu verlieren. Ja, das ist immer noch dieselbe Band.
Pillars Of Cacophony fahren Schlitten mit etwaigen Erwartungen und machen einfach. Der technisch versierte, brachiale Death Metal bietet sich so und so für Experimente wie auch für komplexe Themen an. Exakt das nutzt der Grazer hier mit wachsender Begeisterung aus. „Paralipomena“ überfordert erst einmal, verläuft sich gerne mal und findet doch stets zurück zur eierlegenden Wollmilchsau, zum reitenden Wahnwitz. Von einer nicht minder packenden Produktion entsprechend in Szene gesetzt, geht es für Pillars Of Cacophony mehr und mehr in Richtung internationale Spitzenklasse.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.03.2025
Erhältlich über: Teratogen / grazil Records
Website: pillarsofcacophony.bandcamp.com
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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