Kaiser – 2nd Sound

| 1. März 2025 | 0 Comments
Kaiser

(c) Tunnu Doris Orre

Die Mühlen bei Kaiser mahlen etwas langsamer, nicht nur aufgrund ihres gemächlichen Stoner-Doom-Sounds. Bereits 2013 gegründet, als sich Otu, RiQ und Pex online kennenlernten, dauerte es etwa fünf Jahre bis zum ersten Album der Finnen. Ende 2022 folge ein Split-Release mit Captain Caravan, danach war wieder vermeintliche Ruhe. Ihr zweites Album heißt „2nd Sound“, schraubt den Fuzz-Level deutlich nach oben und packt tatsächlich noch mehr Dreck in sämtliche Riffs.

Als Aufgalopp und Ansage führt „Brotha“ zunächst sogar in halbwegs gemäßige Gefilde, verbindet Midtempo-Riffing mit Uptempo-Drumming und kantigen, beseelten Vocals – eine spannende wie unterhaltsame Kombination, die vermehrt an Intensität gewinnt. Wie Kaiser aus dem reduzierten Mittelteil heraus explodieren und mit grantigen Stoner-Squeals um sich schlagen, macht Laune. Im Vergleich dazu wirkt „1,5 Dozen“ unfassbar grantig und verdeutlich etwaige High On Fire-Vergleiche. Heisere Aggression und spitze Schreie wechseln sich mit einer erstaunlichen Portion Gefühl ab. Ist das tatsächlich dieselbe Band?

Freilich geht es noch wilder, beispielsweise im Doom-Psych-Wunderwerk „A Clockwork Green“, das jegliches Tempo komplett herausnimmt und donnernde, drückende Wände aufzieht. Otus Gesang erreicht zugleich ein neues Level, unfassbar kraftvoll und intensiv, selbst inmitten dröhnender Jam-Parts. Die gibt es auch in „Oversized Load“, während freundliche Melodie-Ansätze auf einen stotternden Motor treffen und klassische Stoner-Rock-Weisheiten durch den Fleischwolf ewigen Wahnsinns jagen. Dort lauert bereits der zehnminütige Rausschmeißer „Aftershock“, beinahe dröhnend in seiner Langsamkeit, wütend und komplett übersteuert – ein echtes Doom-Sludge-Epos mit puristischem Stop-and-Go-Wahnsinn.

Dieser abgefuckte, anstrengende wie angestrengte Abgang passt ins Bild einer angenehm kaputten Platte, die Stoner-Grundsätze mit wachsender Begeisterung ad absurdum führt, nur um sich letztlich doch mit wachsender Begeisterung auf den dampfenden Ruinen auszutoben. „2nd Sound“ beginnt tatsächlich (fast) harmlos, nur um mit jeder Minute, mit jedem Song zu eskalieren. Dieser ungeschliffene Wahnsinn bekommt Kaiser bestens, von der himmelschreienden Aggression über Sludge-Wut bis hin zum komplett entschleunigten Doom, der durch den Psych-Fleischwolf gejagt wird. Die Finnen legen ein packendes, vielschichtiges, schwer greifbares zweites Album hin und gestalten ihren Konfrontationskurs herrlich unterhaltsam.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 07.03.2025
Erhältlich über: Majestic Mountain Records

Facebook: www.facebook.com/kaiserfuzz

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Category: Magazin, Reviews

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