Year Of The Cobra – Year Of The Cobra

(c) Amy Barrysmith
In einer Welt der Power-Duos konnten Year Of The Cobra binnen kürzester Zeit ihre Nische finden. Gitarren finden beim Ehepaar Amy Tung Barrysmith und Jon Barrysmith keinerlei Verwendung, mit Bass, Schlagzeug und Gesang ist man bestens bedient. Auf den bisherigen beiden Alben suchte man nach der richtigen Formel, der letzte Release hat mittlerweile auch schon über fünf Jahre auf dem Buckel. Mit dem schlicht „Year Of The Cobra“ betitelten Drittling findet das Duo aus Seattle nun jedoch den idealen Mix aus Doom und Psychedelia.
Die drückende Schwere eines „Alone“, die durch zarte synthetische Einflüsse eine gewaltige musikalische Öffnung durchlebt und mit Dark Rock flirtet, zeigt beispielsweise etwas andere Year Of The Cobra. Zartes Aufbranden, bittersüße Melodik und ein großer, hymnischer Chorus bauen auf Vertrautem auf, geben sich verführerisch und könnten doch kaum drastischer ausfallen. „Full Sails“, der rohe Opener, beginnt im besten Sinne furztrocken, schrubbt über manische Bassspuren und errichtet kolossale Doom-Bauwerke, die jederzeit einstürzen könnten. Gelegentliches Aufbrausen und beißendes, erdrückendes Drumming kreieren einen Koloss.
Am anderen Ende des Albums lauert „Prayer“, zu dem man gerne die Hände faltet und eine nicht näher benannte göttliche Entität um Erlösung bittet. Erhabene Orgel-Klänge mischen sich im weiteren Verlauf zu desolater Doom-Süße hinzu und lassen den Track anwachsen. Hingegen langt „The Darkness“ wieder und wieder beherzt zu, entpuppt sich als einer der härtesten Tracks des gesamten Albums. Für Year Of The Cobra gleicht das Muskelspielen, wenngleich ein Hauch von Psychedelia im Unterbau das nötige Drama einbringt. Wieder ein paar Türen weiter wird es sogar rockig. „Daemonium“ verbarrikadiert sich mit Stoner-Riffs in der Garage und langt einfach mal beherzt zu.
Keineswegs werfen Year Of The Cobra alles um, machen aber endlich den berühmten nächsten Schritt. Ihr selbstbetiteltes Album begeistert durch seine schiere Größe und Unvorhersehbarkeit, groß und wertig, finster und intim, rockig und verklärt zu gleichen Teilen. Im besten Sinne kommen hier genau die richtigen Zutaten in den Topf und ergeben Bekömmliches, ohne jedoch nur eine Sekunde lang die unbequeme, unheimliche Grundstimmung gänzlich abzulegen. Erdige Unwirklichkeit, das mag ein Widerspruch in sich sein, doch bringt dieser „Year Of The Cobra“ auf den Punkt: bleiern, schwer und bedrohlich, doch so zugänglich und vielschichtig wie noch nie. Die Zeichen stehen auf Sturm, ohne Wasserglas.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.02.2025
Erhältlich über: Prophecy Productions (GoodToGo)
Facebook: www.facebook.com/yearofthecobraband
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