Stinky – Solace

(c) Corentin Schieb
Das dritte und bis dato letzte Album von Stinky, „Of Lost Things“, erschien im Sommer 2020, als die Welt noch eine andere war. Letztlich verzögerten nicht nur äußere Umstände die Arbeiten an einem Nachfolger, denn gleich drei der fünf Musiker stiegen zwischendurch aus und wurden ersetzt – einzig Drummer Paul und Sänger Clair blieben an Bord. Musikalisch blieb man jedoch beim metallisch-angepunkten Hardcore mit ordentlich Melodie, holte sogar ein paar frische Ideen an Bord. Letztlich knüpft „Solace“ an die bisherigen Platten an und entwickelt sich doch gekonnt weiter.
Zwei prominente Gäste leisten einen nicht unwesentlichen Anteil. Hardcore-Legende Lou Koller von Sick Of It All taucht in „Grass Snakes“ auf und treibt die metallische Schlagseite des Quintetts an – wütende Beatdowns, etwas Melodie im Hauptteil, dazu fast klaustrophobische Wucht. Eine andere, wesentlich eingängigere Seite zeigt hingegen „Under Care“. Erinnerungen an Comeback Kid kommen nicht von ungefähr, wirkt doch hier deren Frontmann Andrew Neufeld mit. Butterweicher Gesang, wüste Gang-Shouts und überraschende Growls statten einen ähnlich wechselhaften und doch eingängigen Song aus.
Stinky machen ihre Sache selbstverständlich auch alleine verdammt gut. Wie „Moonbow“ mit ordentlich Druck nach vorne geht und doch immer wieder zurück zum hymnischen Leitmotiv findet, macht Laune. Heisere Screams purer Verzweiflung und martialische Drumrolls führen währenddessen in den nächsten Breakdown, schon kann sich der Song erneut häuten. Hingegen legt „Down In The Dumps“ unscheinbar los, arbeitet sich nur schwer aus dem verschleppten Intro und explodiert schließlich. Ein zäher Quasi-Chorus als Auge des Sturms treibt metallische Hardcore-Bemühungen auf die Spitze. Davon hat „Mourning Flowers“ mehr zu bieten, fällt fast traditionell aus, bevor ein kleiner Punk-Kunstgriff aus dem Stand explodiert.
Kleine neue Details funktionieren auf ganzer Linie und auf allen Ebenen. Eigentlich gibt es gar nicht so übermäßig viele Neuigkeiten bei Stinky, wenngleich die Melodien eingängiger, die Screams und Growls rabiater, die Breakdowns drückender wirken. „Solace“ versucht einfach, etwas mehr von allem unterzubringen, und das geht tatsächlich auf. Zehn drückende, vielschichtige, gerne mal brachiale, dann wieder unverschämt eingängige Tracks finden in aller kurzweiligen Kürze zusammen, räumen mit Karacho ab und nehmen keine Gefangenen. Stinky bleiben eine der besten europäischen Hardcore-Bands und sollten endlich als solche wahrgenommen werden.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.02.2025
Erhältlich über: M-Theory Audio (Membran)
Facebook: www.facebook.com/Stinkyhc
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