Great American Ghost – Tragedy Of The Commons

| 30. Januar 2025 | 0 Comments
Great American Ghost

(c) Dominique D’Costa

Bostons Finest schlägt erneut zu: Great American Ghost haben sich ihren Platz in der Hardcore- / Metalcore-Spitzenklasse im Laufe der letzten Jahre hart erarbeitet. Passend zur extremen Musik, wie sie es nennen, spielten thematische Extreme immer schon eine wichtige Rolle. Das Selbstverständnis als politische Band äußert sich dieses Mal in breiteren, gesellschaftlichen Themen: „Tragedy Of The Commons“ widmet sich grundlegenden Fragen der Ausbeutung und Hoffnungslosigkeit all jener, die nicht zu den Reichsten des Landes zählen.

All das bewegt sich – natürlich, möchte man beinahe sagen – in einem rohen, ruppigen Umfeld. „Lost In The Outline“ trägt die Abgehängten bereits im Titel und destilliert zugleich den Sound des Quartetts auf vier packende Minuten. Speziell die Strophen bemühen sie besagte Extreme mehr denn je, wirbeln wütend und fieberhaft umher, schielen sogar dezent in Richtung Deathcore und machen letztlich doch dem hymnischen Refrain mit Klargesang Platz, zumindest bis das nächste Breakdown landet. Ähnliches instrumentalisiert „Reality//Relapse“, dessen düsterer Sprechgesang zwischendurch sogar dezente Nu-Metal-Züge in sich trägt, ordentlich groovt und letztlich doch die etatmäßige Core-Auflösung bemüht.

Überhaupt entwickelt sich diese Platte über weite Strecken zum Siegeszug, selbst in ambitionierten Episoden wie „Ghost In Flesh“. Stolze fünf Minuten lassen ordentlich Freiraum für kleine und für große Experimente, für Spielereien mit Spoken-Word-Passagen, proggig angehauchten Synth-Einschüben, hymnischen Refrains und plötzlichen Eskalationen. Ganz so allumfassend geht es im eröffnenden „Kerosene“ freilich nicht vor sich, muss es aber auch nicht. Wütende Hauruck-Aktionen und beißende Härte spielen einmal mehr mit tödlichen Extremen. Wie hingegen „Hymn Of Decay“ von der ersten Sekunde an arschlings ins Gesicht springt, hat ebenfalls Stil. Drückende Schwere und schäumende Heavyness nehmen das Tempo heraus und langen beherzt zu.

Die logische Evolution von Great American Ghost setzt sich fort. „Tragedy Of The Commons“ definiert den eigenen Hardcore- und Metalcore-Ansatz ein weiteres Mal um, ohne dabei sämtliche imaginären Zelte komplett abzubrechen. Etwaige Deathcore-Ansätze treten ebenso prominenter in Erscheinung wie auch Nu-Core und Groove, in aller gerne überraschenden bis erdrückenden Vielfalt. Herausgekommen ist das, was man gut und gerne ein ‚Gesamtkunstwerk‘ nennt. Mehr Intensität, ein fast schon proggiges Verständnis des eigenen Sound, gewohnt präzise Lyrics sowie urplötzliche Hakenschläge gestalten eine angenehm unvorhersehbare wie hochgradig spannende Platte, mit der Great American Ghost einmal mehr ihre Größe geschickt unterstreichen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 31.01.2025
Erhältlich über: SharpTone Records (Warner Music)

Website: www.gag-totc.com
Facebook: www.facebook.com/GreatAmericanGhost

Teile diesen Artikel

Tags: , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES