Wizard Must Die – L’Or Des Fous
Dicke Riffs, martialische Hooks und progressiv-verspielte Experimente – ein Rezept, das man speziell von US-Bands hinlänglich kennt. Wizard Must Die wollen hier mitmischen. Das 2013 gegründete französische Trio mag es komplex und unvorhersehbar, ohne dabei auf mächtige Gitarrenwände zu verzichten. Mit ihrem zweiten Album ist die Band bei Klonosphere gelandet, will neue Instrumente in den eigenen Sound einführen und zugleich so schwierige Themen wie persönliche Weiterentwicklung und Veränderung verarbeiten. „L’Or Des Fous“ (dt. „Katzengold“) fühlt sich dieser Herausforderung gewachsen.
Kein Song bringt diese Evolution wohl besser auf den Punkt als „The Disappearance Of Camille Saint Saens“, ein zwölfminütiger Prog-Gigant, der selbst den Musikern alles abverlangt. Dabei beginnt alles noch ruhig und stilvoll, wie eine kolossale Fanfare, wuchtig bis anmutig umgesetzt. Ruhige Strophen und stetes Brodeln führen ebenso auf eine falsche Fährte, denn obwohl dieser Koloss immer wieder aus sich herausgeht, ist es der Mittelteil, der nach dem manischen Gummitwist hängen bleibt. Pastellklänge, folkige Noten und minutenlanges Veharren in reduzierter, verwunschener Statik brennen sich auf bizarre Weise ein, mächtiges Finale natürlich anschließend.
Ganz so wild und komplex wird es ansonsten vielleicht nicht, doch haben Wizard Must Die damit längst noch nicht alles gesagt. Der gemächliche und zugleich intensive Titelsong „L’Or Des Fous“ breitet seine Schwingen langsam aus und nimmt komplett für sich ein. Hingegen eröffnet „The Breach“ hektisch und hibbelig, lässt sich immer wieder zu drückender Heavyness hinreißen. Sludge-Wucht hier, filigraner Prog da – beide Welten finden zusammen. Das abschließende „Clouds Are Not Spheres“ spielt sich ebenso frei, wird immer länger und länger, ergeht sich in Feedback-Schleifen und lässt sogar ein entstelltes Saxofon auftreten, bevor eine Art Spieluhrmelodie gen Ausgang begleitet.
„L’Or Des Fous“ ein ’schweres Album‘ zu nennen, grenzt an Untertreibung. Wiewohl Stoner, Sludge und Prog patente Oberbegriffe für dieses Happening sind, können sie den Wahnsinn dieser Platte doch nie auch nur annähernd umschreiben. Wizard Must Die nehmen den Spielball locker auf und versuchen möglichst viel, möglichst gleichzeitig. Dass dabei dennoch richtig spannende, vielschichtige und doch nie überladende, überzogene Songs herauskommen, spricht für die Songwriting-Qualitäten der Franzosen. Herausgekommen ist – im besten Sinne – verdammt schwere Kost, der man gebannt lauscht. Hat da jemand ‚Talentprobe‘ gesagt?
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: Klonosphere Records
Facebook: www.facebook.com/wizardmustdie
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