Utopia Union – Peak Experiences
Dass weniger gerne mal so, so viel mehr sein kann, illustrieren Utopia Union. Das Trio aus dem Nordwesten Deutschlands braucht keinerlei Gesang und bastelt stattdessen reduzierte, dennoch klar und deutlich arrangierte Tracks mit Psych- und Post Rock-Fokus. Vielschichtige Klanglandschaften und ein spürbarer Hang zum Unvorhersehbaren beflügelte die beiden bisherigen Releases. Ihren neuesten Streich, „Peak Experiences“, nahmen sie komplett live auf – ohne Click-Track, ohne Kopfhörer, nur mit seltenen Overdubs. Dieses besondere Flair fangen diese sieben Songs geradezu perfekt ein.
Mit dem furiosen und doch emotional aufgeladenen Titeltrack „Peak Experiences“ umrahmt das Trio die aufregenden, gerne mal krautig angehauchten Dimensionen seines Sounds. Der wilde Auftakt täuscht, denn dahinter geht es mit viel Gefühl darum, die klanglichen Tiefen auszuloten, neue kleine und große Variationen zu finden, zum Ende hin sogar fast abzuheben. Einzig das ruppige, kathartische Post-Rock-Finale fehlt, aber das passt wunderbar zu einer Band, die es in „Driven By The Drive“ achteinhalb Minuten lang schafft, ein reduziertes Leitmotiv mit Gefühl und Herz auszureizen. Das Ergebnis überrascht mit Transistor-Party-Chic und lässt nicht so schnell los.
„Slow The FUCK Down“, fordern Utopia Union an anderer Stelle, und rotieren über zehn Minuten über krautig-psychedelischen Stimmungsbildern. Hier fallen vor allem die lebhaften und doch stets songdienlichen Drums positiv auf, die weite Teile antreiben. Dieser sanfte Motor kollidiert mit Slide-Einschüben, mit Hall und Effekten – ein weiteres Manifest forschen Zurücklehnens. Im grandiosen „Dunkelziffer“ bedient Chris Breuer (Zahn, Death By Gong) den Synthesizer und verleiht dem passenderweise düsteren, angenehm schwerfälligen Track eine packende weitere Dimension, die prima mit der energischen Schwerfälligkeit kollidiert.
Wie Utopia Union ihre im besten Sinne eigenwilligen, unorthodoxen und zugleich so packenden, so intensiven Stimmungsbilder schneidern, ringt maximalen Respekt ab. „Peak Experiences“ ist voller grandioser Erlebnisse und Happenings, dem konstanten Wachstum unterworfen und doch gerne in einer Art meditativer Zwischenwelt verharrend. Gerade die ellenlangen Tracks, in denen wenig passiert, die musikalische Weisheiten ausreizen und vollends auskosten, mutieren zum willkommenen Kunststück. Der krautige Motor gerät nie ins Stottern und streckt sich in allerlei mehr oder weniger entlegene Winkel, in denen es spannend, geradezu aufregend zugeht. Der Blick in die Seele der Kreativen verzückt und verstört – ein feines, angenehm einnehmendes Album.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 29.11.2024
Erhältlich über: poly unique music
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