Undeath – More Insane
In Rekordzeit spielten sich Undeath an die US-Death-Metal-Speerspitze. Erst 2018 in Rochester, New York gegründet, ließen sie zwei Demos und zwei Alben folgen – die Titel möglichst lang und kompliziert, die Texte alles andere als freundlich. Gleichzeitig achtete Gitarrist Kyle Beam zuletzt vor allem darauf, trotz aller Extreme etwas eingängiger zu werden, die Songs klarer zu definieren und ihnen mitreißenden Charakter zu verleihen. Exakt das gelingt auf „More Insane“ von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Ein perfektes Beispiel für diesen Ansatz findet sich ausgerechnet am Ende dieser Platte: „Bones Clattering In The Cave“ vereint technischen Anspruch und rabiate Klarheit in einem wüsten Track, der irgendwo zwischen Stomper und kompromissloser Todesmaschine durchrattert – herrlich krank und anspruchsvoll, dabei doch erstaunlich simpel gehalten. Undeath meistern diesen seltenen Spagat mit mitreißender Bravour. Die erste Video-Auskopplung „Brandish The Blade“ setzt ausnahmsweise komplett auf Fantasy-Texte und packt aus dem Nichts eine Art Chorus mit einer kleinen Hook aus. Damit nähert man sich sogar Melodic-Death- und Death-Thrash-Gefilden, ohne gängiges Fahrwasser zu verlassen – ein echter Kunstgriff.
Die sägenden Gitarren zu Beginn von „Cramped Caskets (Necrology)“ stoßen einen Old-School-Banger an, der mit einer Prise Florida flirtet, der die Tech- und Brutal-Szene abklopft, der dabei aber doch stets typisch Undeath bleibt – ein schwerfälliger, groovender Banger mit Suchtfaktor. „Dead From Beyond“ öffnet den Höllenschlund, variiert das Tempo laufend und zelebriert, von wüsten Schreien begleitet, den fauligen Untergang der Untergegangenen. Der Titelsong im direkten Anschluss dreht am Rad, schlägt etwas um sich und zelebriert den Wahnsinn, den „Disattachment Of A Prophylactic In The Brain“ schließich perfektioniert. Ein Horrorfilm-Riff, ordentlich Blei und mehrere Zäsuren passen ins Bild.
Statt großer Revolution setzt es erfolgreiches Finetuning: Undeath verleihen ihren zehn Songs nicht nur auf lyrischer, sondern auch auf musikalischer Ebene mehr Identität, was dem Geschehen richtig gut bekommt. Statt Einheitsbrei setzt es ein dynamisches Album, das unterschiedliche Death-Metal-Spielarten erkundet und doch stets nach Undeath klingt. „More Insane“ fällt wirklich wahnsinniger aus, dreht am Stand durch und beißt sich trotzdem sofort fest – ein echter Leckerbissen der widerwärtigen und widerborstigen Art und zugleich das bislang beste Werk des US-Quintetts.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.10.2024
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)
Website: undeathmetal.com
Facebook: www.facebook.com/undeathNY
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