Copse – MMXXIV
Aus dem gefühlten Nichts stiegen Copse in kürzester Zeit zu einer der heißesten britischen Post-Aktien auf. 2020 von den beiden Gitarristen und Arbeitskollegen Phil Vernon und Craig Mallard als Spielwiese für musikalische Ideen gegründet, wuchst man nach und nach zum Quintett an, das sich auf einen raubeinigen Mix aus Black Metal, Post Metal und Shoegaze versteht, irgendwo zwischen Brachialgewalt und dichter Atmosphäre angesiedelt. „MMXXIV“ vereint nun ihre bisherigen EPs auf einem kompletten Album und bietet sich als perfekte Einstiegsdroge an.
Der erste Abschnitt gehört ihrer ersten EP aus dem Jahre 2022. „Mara“ eröffnet ominös und verstörend, verliert sich zusehend in unheimlichen Klanglandschaften, während sich eine Gitarre vorsichtig nach vorne kämpft. Erst nach zweieinhalb Minuten öffnen sich die Schleusen und der wütende, abgefuckte Black Metal des Quintetts aus Bristol kann sich in aller Intensität entfalten. Dass hier Melancholie und Abgründigkeit den Abriss antreiben, passt ins Bild. „Mondrem“ gibt sich im direkten Anschluss betont komplex, setzt gleich mehrere Zäsuren ein und sucht nach dem großen erhabenen Moment, der erst im Schlussakt durchbricht – dann aber doppelt und dreifach schön.
Nach dem kurzen, rein instrumentalen Zwischenspiel „•“, das beide EPs zusammenhält, kommen die beiden Songs aus dem Vorjahr an die Reihe. Der gewaltige Druck hinter „Old Belief“ zermürbt im besten Sinne. Copse klingen noch einen Tacken wütender und kompromissloser, während etwas Gaze-Ästhetik und jenseitige Melodik das Dickicht torpedieren. Eine epische zweite Halbzeit löst sämtliche Versprechen ein, bevor „New Despair“ gekonnt übertreibt. Weit über 14 Minuten, erstmals sogar Klargesang, dazu bis zum Zerreißen gespannte Stimmung inmitten Midtempo-Urgewalt – da werden schon mal Erinnerungen an Rinoa durch. Wenn Copse zur Songmitte plötzlich doch am Rad drehen, ist alles eitel.
Brachiale, deutlich schwarzmetallische erste Hälfte, mehr Epik, Melodik und Dynamik im zweiten Abschnitt: Diese Mini-Werkschau ihrer ersten beiden EPs demonstriert eindrucksvoll, welch gewaltiges Wachstum Copse in kürzester Zeit durchmachten. „MMXXIV“ darf gut und gerne als kleines Meisterstück bezeichnet werden, als Spiel mit Klangräumen und Stimmungen, das stets auf einer Art XXL-Pulverfass reitet und dabei mit Intimität überrascht. Bedenkt man noch, dass dies erst der Anfang für die Briten ist, so wandern Erwartungen und Hoffnungen für künftige Releases in höchste Höhen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.08.2024
Erhältlich über: Church Road Records
Facebook: www.facebook.com/Copsebm
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