ORO – Vid Vägs Ände

(c) Camilla Bjorkgren
Dem mittelschwedischen Gebirgszug Kilsbergen entstiegen 2014 ORO, dichten Wäldern entsprungen, von massiven bis bleiernen Klangwänden angetrieben. Musikalisch bewegt sich das Quintett, das bislang eine packende, herrlich zerstörerische Platte veröffentlichte, vor allem im Doom- und Sludge-Umfeld wildernd, von post-metallischen Synergien entsprechend befeuert. Ihr neuester Streich will poetische Kontraste zwischen anmutiger Schönheit und steinerner Schwere vertonen. Exakt das gelingt „Vid Vägs Ände“ souverän.
Fünf monolithische Kapitel fahren die Ellenbogen aus, und das Mammut wartet gleich zu Beginn: „Arvet & Tystnaden“ bemüht mehr als zehn Minuten lang kreative Ebbe und Flut, tastet sich bewusst vorsichtig voran und lüftet nur langsam, vorsichtig den Schleier des katastrophalen Seins. Heisere Screams und Growls, sägende Gitarren, feinste Melodieansätze und eine drückende, stoische Rhytmusabteilung schieben tektonische Platten ineinander, nur um später verhalten hoffnungsvolle Töne einzustreuen. Zwar bleibt es dabei nicht – natürlich, möchte man fast sagen – doch weiß dieses Spiel mit den Erwartungen absolut zu faszinieren.
Es bleibt spektakulär bei den Schweden, wenn „Bältad“ nach und nach zu seiner erdruckenden Wucht findet und Hörgewohnheiten mit wachsender Begeisterung zur Grundreinigung zerlegt. Die doomige Schwere, die vereinzelten klaren Schreie, die abermaligen melodischen Untertöne im Schlussakt – all das reißt mit und führt nahezu nahtlos in das komplexe „Siare“. Hier spielen ORO mit den Nuancen postmetallischer Arrangierung, nehmen zeitweise fast alle Spuren weg, bevor ein fanfarenartiges Crescendo so etwas wie eine zermürbende Hymne vom Stapel lässt, während nicht minder beklemmende Melodien um das Geschehen flirren und zu einem massiven Abgang führen.
Wohldosierte Zerstörungswut macht sich während diesen 40 Minuten breit, nimmt in den Arm und schlägt schließlich mit voller Wucht zu. „Vid Vägs Ände“ ist ein Album voller Widersprüche, selbst für Doom- und Sludge-Verhältnisse, und gerade deswegen hochgradig faszinierend. Der vorsichtige Aufbau erdrückender Monolithen gelingt zu jeder Zeit und steckt dabei voller Überraschungen, sei es fragiler oder zermürbender Natur. ORO setzen feine Duftmarken, ohne gänzlich aus musikalischen Genre-Erwartungen auszubrechen, was ihnen wunderbar bekommt – eine von vorne bis hinten kaputte, unterhaltsame, seelenfressende Angelegenheit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.12.2023
Erhältlich über: Hammerheart Records (SPV)
Facebook: www.facebook.com/OROband
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