Soars – Repeater
So etwas wie kreative Tristesse gibt es bei Kristian Karlsson nicht. Trotz seiner diversen Bands – Bassist und Sänger bei pg.lost, Synth-Experte für Cult Of Luna – bleiben doch immer wieder Ideen über, die nirgendwo so recht reinpassen wollen. Deswegen rief der Schwede vor geraumer Zeit sein Solo-Projekt Soars ins Leben, das sich auf rein instrumentale Musik versteht, Post Rock mit Synthetik und Soundtrack-Qualitäten verbindet. Nach einem Erstling in Eigenregie ist Karlsson für den Nachfolger „Repeater“ nun bei Pelagic Records gelandet.
Der eröffnende Titelsong demonstriert recht eindrücklich, wohin die Reise geht. Dabei fällt dieser Aufgalopp zunächst durchaus unscheinbar aus, arbeitet sich nur überaus behäbig aus dem Dickicht, während Synthis wabern. Dafür fährt der Schlussakt erst recht durch Mark und Bein, denn wenn in der zweiten Hälfte schließlich die weitere Instrumentierung hinzukommt, wird es magisch. Klassische Post-Rock-Synergien und erstaunliche Wucht finden zusammen. Auch „Old & Heavy“ braucht eine ganze Weile, um auf Touren zu kommen, spielt dafür mit mehreren kleinen Höhepunkten. Wohlige, zugleich fragende Klänge begleiten das aufwühlende Geschehen.
Überhaut ist dieser Zweitling voller bewegender Momente. „All Ends“ darf durchaus als Mission Statement verstanden werden und mäandert minutenlang duch bezaubernde, verhalten hoffnungsvolle Reduktion. Nach gut fünf Minuten legt Karlsson einen imaginären Schalter um, packt massig Distortion auf die Gitarren und lässt mächtige, monolithische Drums los. Soars nähern sich metallischen Gefilden an, ohne die Schönheit des Moments auch nur für eine Sekunde zu unterschlagen. Ähnliches deutet „Grow“ an, wenngleich eine Spur entspannter. Für den unvermeidlichen Höhepunkt kommt mehr Synthetik hinzu, was dem Geschehen wunderbar bekommt.
Zwar ist Karlsson hier sicher näher an pg.lost als sonstwo, doch wird immer wieder deutlich, warum es hier ein eigenes Biest brauchte. Soundtrack-Synthetik mit Godspeed You! Black Emperor-Einschlag trifft auf entstellte, verzerrte Post-Rock-Katharsis, begleitet von unzähligen Zwischentönen. „Repeater“ fordert heraus und nimmt doch fest in den Arm – ein komplexes Werk von bestechender Schönheit, das Karlssons Kreativität und Songwriting-Stärken mehr denn je betont. Mit Soars ist ihm ein Solo-Glücksgriff gelungen, und diese erfrischende, einnehmende Kopfhörer-Platte lässt nicht so schnell los.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.11.2023
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/soarsmusic
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