Monosphere – Sentience

| 19. Oktober 2023 | 0 Comments
Monosphere

(c) Simon Bönisch

Was Monosphere auf ihrem ersten Album anstellten, war im besten Sinne atemberaubend. Wiewohl „The Puppeteer“ vor große Herausforderungen stellte, zeigten sich die großen Qualitäten dieser vielschichten Prog-Platte, die Feinsinniges wie Extremes locker mitnahm, überaus schnell. Auch der Nachfolger erscheint in Eigenregie und gibt sich sogar noch eine Spur ambitionierter. „Sentience“ nimmt sich das Prinzip des Turing-Tests zur Vorlage und behandelt eine maschinellen Protagonisten, der aus seiner gefühlten Endlosschleife ausbricht – in KI-gesteuerten Zeiten ein überaus spannender wie beklemmender Ansatz.

Überlange Tracks wie „Smoke & Wires“ zeigen recht eindrucksvoll, wie weit Monosphere inzwischen gekommen sind. Dass Between The Buried And Me gerne als Referenz genannt werden, kommt nicht von ungefähr, denn das Spiel aus brachialen Prog-Klängen, die mit Math und Blackened Death flirten, aber auch aus feinsinnigen Passagen, denen bezaubernde wie verstörende Fragilität innewohnt, weiß zu begeistern. Dass im direkten Anschluss mit „Friends & Foes“ ein derber Nackenschlag folgt, der in der zweiten Hälfte mit proggigem Metalcore anbandelt, passt ins Bild. Mirza Radonjica von Siamese lässt diesen finalen Refrain immer weiter wachsen.

An anderer Stelle tritt Jim Grey von Caligula’s Horse als Erzähler auf. Das dramaturgisch packende, überaus zerstörerische „Turing Test“ wirkt unfassbar massiv und torpediert gefühlt sämtliche Sinne gleichzeitig. Im Vergleich dazu weist „Ava“ fast schon Ohrwurm-Qualitäten auf, brüllt sich die Seele aus dem Leib und trumpft mit wiederholten düsteren Zäsuren auf. Der schiere Druck, der selbst in den eingängigsten Momenten von diesen knapp sechs Minuten ausgeht, raubt fast den Atem. Hingegen fühlt sich „Borderline Syndrome“ gefühlt nur im Sprint so richtig zuhause, wenngleich die zweite Hälfte angenehm hymnisch ausfällt – ein spektakulärer Gegenpol zum anfänglichen Hackbrett.

Entsprechend viele Fragen drängen sich nach Genuss dieser Platte auf, die sich abermals am Rande der Überforderung befindet, diese imaginäre Grenze wiederholt kreuzt und mit ihrem wahnwitzigen Ansatz doch verdammt viel richtig macht. Tatsächlich gelingt es Monosphere, die Extreme ihres Sounds auf diesem Zweitling noch stärker, noch präziser zu betonen. Ruhigere Post-Rock-Momente auf der einen, derbe Extreme-Metal-Husarenritte auf der anderen Seite fügen sich gar harmonisch in diesen abgedrehten wie stilvollen Mix ein. „Sentience“ verlangt Geduld und Sitzfleisch, so viel ist klar, und sollte nicht nur Freunden früher The Hirsch Effekt beste Laune bereiten. Erfolgreich rütteln Monosphere am Thron extremer Prog-Sounds und zeigen sich von ihrer besten Seite.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 20.10.2023
Erhältlich über: Monosphere (Blood Blast Distribution)

Website: monosphere.net
Facebook: www.facebook.com/monosphereband

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Category: Magazin, Reviews

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