Dreamwell – In My Saddest Dreams, I Am Beside You

| 18. Oktober 2023 | 0 Comments
Dreamwell

(c) Jared Shute

Eine der heißesten neuen Screamo-Aktien gibt sich aktuell ein Stelldichein. In ihrer US-Heimat gelten Dreamwell bereits als Underground-Referenz, die mit einem donnernden Album etwaige Genre-Grenzen mit Gusto zerlegten. Einflüsse aus Post-Hardcore-, Metalcore- und sogar Mathcore-Welten mischen offensiv mit und gestalten ein herrlich unberechenbares Klangbild. Nunmehr bei Prostethic gelandet, widmet sich „In My Saddest Dreams, I Am Beside You“ einem losen Konzept über die Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Beziehungen unter dem Eindruck einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Dabei wiegt der süßliche Auftakt von „Good Reasons To Freeze To Death“ erst einmal in ominöser, trügerischer Sicherheit. Proggige Klänge mit Klargesang docken an Shoegaze an, bevor nach einer Minute die ersten spitzen Schreien, in Verbindung mit den lieblichen Melodien, an Alcest sowie Deftones erinnern. Spätestens mit „Lord Have MRSA On My Soul“ zeigen Dreamwell jedoch, dass dies bestenfalls eine Momentaufnahme war. Erst singt, dann brüllt man sich in Rage, während rundherum das Geschehen komplett eskaliert und in derbste Screamo-Abgründe vordringt. Die klaren Screams zwischendrin lassen all das noch kaputter erscheinen.

Dieser Zwiespalt setzt sich über weite Teile dieser Dreiviertelstunde fort. „Blighttown Type Beat“ kämpft mit Sprechgesang gegen die nahende Apokalypse an, Math-artige Schleifen mit klaren Botch-Referenzen ziehen die Schlinge immer enger. Es gibt kein Entkommen, dann ist plötzlich Schluss. Im epischen „I Dream’t Of A Room Of Clouds“ werfen Dreamwell hingegen wieder fast alles um, reihen Hardcore-Chaos an verstörende, herrlich jenseitige Post-Ausritte und führen beide Welten sukzessive zusammen. Das ähnlich gigantische „It Will Hurt, And You Won’t Get To Be Surprised“ eskaliert ähnlich, wobei gerade der Stakkato-artige Mittelteil mit fortlaufenden Noise-Schleifen herrlich überwältigt.

„In My Saddest Dreams, I Am Beside You“ ist eine jener Platten, die zunächst sprachlos zurücklässt, während man das Gehörte noch verarbeitet. Bands wie die erwähnten Deftones und Botch, aber auch The Blood Brothers, Zao oder SeeYouSpaceCowboy standen hörbar Pate für den faszinierenden Wahnsinn des US-Quintetts. Natürlich überfordern Dreamwell konsequent mit ihrem Zweitling, doch macht ihr chaotischer, dennoch stets stimmiger Screamo-Ansatz unheimlich viel Laune. Angenehme Unberechenbarkeit, ganz dem losen Konzept entsprechend, trägt mit frischem Wind durch drei Genre-Jahrzehnte. Davon bitte sehr bald mehr.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 20.10.2023
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/dreamwellband

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Category: Magazin, Reviews

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