Veilcaste – Precipice
Conjurer ist ein beliebter Name unter Metal-Bands, darunter die jungen Extrem-Progger aus Großbritannien. Ein Quintett aus Indianapolis entschied sich nach gut neun Jahren und zwei Alben, diesen abzulegen, und verbreitet seither als Veilcaste unheilvolle Stimmung zwischen Doom und Sludge. Auf eine Split mit Tusk folgt nun „Precipice“, das erste Album unter diesem Namen, dessen schiere Wucht zu erdrücken und zu verzücken versucht.
Der bekömmliche Donner von „Asunder Skies“ tritt die erste von sieben bittersüßen Druckwellen los, so schroff wie sympathisch. Schnell fällt der betont ungeschliffene Sound auf, der Platz für beiläufiges und doch präzises Sägen macht. Dustin Mendels Vocals – halb gesungen, halb gebrüllt – bringen die Sprititualität von Jaz Coleman in YOB’sche Sludge-Gefilde ein. Manische Energie trifft verkappte Melodik, stets sich selbst etwas im Weg stehend und doch so deutlich in seiner verzerrten, ruppigen und zugleich semi-harmoniebedürftigen Präsentation.
Zwischen den Stühlen nehmen Veilcaste Platz und genießen den Freiraum des Unbequemen. Wie Mendel das wuchtige „Relapse In Reason“ geradezu zerschießt, so präzise wie gallig, weiß zu unterhalten. Die metallische Doom-Ursuppe kollidiert auf brutalste Weise mit dem eitrigen Eifer von Crowbar – kann man so machen, weiß zu unterhalten. Einige Türen weiter deutet „Empty Hell“ zumindest kurzzeitig mehr Tempo an, nur um sich selbst im besten Moment einzubremsen und die abgehangene Gitarre gen Psychoterror zu drängen. Speziell die Zäsur torpediert sämtliche Sinne mit ausgesuchter Bosheit und bleibt im Hinterstübchen hängen.
Veilcaste bewegen sich in vertrauten Gefilden und drücken diesen ihre ureigene Note auf – eine Gratwanderung, die hohen bis höchsten Unterhaltungswert offenbart. „Precipice“ lotet das etatmäßige Spannungsverhältnis zwischen Doom und Sludge genauestens aus und versieht dieses mit neuer, ungeahnter Bosheit. Die ungeschliffene und zugleich selbst in abgründigsten Momenten süßliche Präsentation rundet einen spannenden Einstand unter neuem Namen stark ab und verleiht der Verzweiflung des Genres gekonnten Ausdruck.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.02.2023
Erhältlich über: Wise Blood Records
Facebook: www.facebook.com/veilcaste
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