Le Temps Du Loup – Leteo

| 27. Januar 2023 | 0 Comments
Le Temps Du Loup

(c) Flatlands

Schier unaufhörlich scheinen Le Temps Du Loup an neuem Material zu arbeiten und bringen stets Spannendes hervor. Das Trio aus der spanischen Hauptstadt Madrid widmet sich rein instrumentalen Tönen zwischen Post Rock und Post Metal, voll dichter Texturen und überraschender Übergänge. Ihr neuestes Werk will die musikalische Geschlossenheit noch weiter forcieren. „Leteo“ setzt mehr denn je auf Synthesizer, um den Klangwall entsprechend zu verstärken. Das gelingt gar hervorragend.

Donnernde Drums bereiten den Weg für den eröffnenden Titelsong. Die Gitarren sorgen für beklemmende, finstere Stimmung, der brodelnde Aufbau lässt brachialen Post Black Metal vermuten … und dann ist plötzlich Schluss. Es bleibt bei einem reinen Aufbau, der jedoch das Spannungslevel für die restliche Platte sogleich in höchste Höhen schraubt. „Sihaya“ macht direkt weiter und nimmt sich alle Zeit der Welt für eine cineastische Meisterleistung. Der emotionale Malstrom majestätischer Gitarrenwände zieht wiederholt in seelische Abgründe hinab, die schiere Explosivität samt etatmäßiger Zäsur mittendrin passt prima ins Bild.

Stark fällt auch der Abschluss aus. „T’oublier“ bemüht stolze zehn Minuten und scheint zunächst ins Leere zu laufen. Wohin die Reise gehen soll, bleibt erst einmal unklar. Bass und Schlagzeug setzen gemächlich ein, wobei der virtuose Aufbau in manchen Momenten sogar leichte Tool-Parallelen ziehen lässt. Und dann, aus dem Nirgendwo, gehen Le Temps Du Loup durch die Decke. Hier hat sich offenkundig einiges an Ballast aufgestaut. Dann ist kurz Schluss, bevor eine quengelige Gitarre die schneidende, gerne mal martialische zweite Hälfte einleitet. Die Spanier kehren hier das Metallische ihres Sounds hervor, lassen den Track immer weiter anwachsen, bis urplötzlich Schluss ist, die letzte Note nicht einmal richtig verhallen kann.

Le Temps Du Loup verstehen es, narrative Fäden zu ausgeklügelten Post-Gebilden zusammenkommen zu lassen. Das wirkt zu gewissen Teilen vertraut, soll aber nicht stören: „Leteo“ ist ein kleiner Leckerbissen, der gefühlt mit jedem Durchlauf schöner und besser wird. Hier versteht jemand hörbar das Handwerk, ohne Worte verdammt viel zu sagen. Der Bruch mit etablierten Strukturen trifft auf eine gekonnte Erfüllung der Erwartungshaltung an das Genre – auf den Punkt, mitreißend und nicht nur für Post-Rock- bzw. -Metal-Fans ein absoluter Gewinn.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 27.01.2023
Erhältlich über: dunk!records / Pundonor Records

Facebook: www.facebook.com/letempsduloup

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Category: Magazin, Reviews

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