At The Gates – The Nightmare Of Being

| 2. Juli 2021 | 0 Comments
At The Gates

(c) Ester Segarra

Sie sind die Architekten des Göteborger Sounds, und sie befinden sich seit ihrem Comeback auf dem aufsteigenen Ast: At The Gates hauchten einst dem Melodic Death Metal Leben ein, nun wollen sie mehr. Auf ihrem siebten Studioalbum widmen sich die schwedischen Legenden den düsteren Offenbarungen der Philosophie des Pessimismus und bringen genau das in Text und Klang ein. „The Nightmare Of Being“ emanzipiert sich ein wenig vom gängigen Sound, ohne die Wurzeln zu kappen.

An zweiter Stelle lauert „The Paradox“ und bringt diese neue Frische gekonnt auf den Punkt. Zu Beginn scheinen At The Gates relativ wuchtig und frontal durchzustarten, paaren Death-Thrash-Riffing mit etwas Melodik. Rundherum hält jedoch sukzessive eine Art Apokalypse der Emotionen Einzug. Die Psyche des Protagonisten verfinstert sich, zunehmende Dark-Metal-Anteile mit dezent angeproggten Untertönen übernehmen und sorgen für Verfremdung im Kleinen. Angekommen ist sie schließlich in „Garden Of Cyrus“, das die Schweden selbst mit King Crimson-Vergleichen belegen. Jazzig-proggige Düsternis mit wütendem Death-Gegurgel breitet beklemmende Schwingen aus; ganz schön harter Tobak.

Mit „The Fall Into Time“ bemühen sich At The Gates schließlich um eine epische Ausschmückung dieses neuen Sounds. Vom semi-akustischen, angedeutet bombastischen Intro über den ersten Midtempo-Groove mit infernalen Untertönen bis zur abschließenden Abfahrt nach beißenden Zäsuren schwimmen die Schweden oben, wiewohl man sich das hier erst erarbeiten muss. Hingegen bemühen „The Abstract Enthroned“ und „Touched By The White Hands Of Death“ über weite Strecken traditionelle Töne, wenngleich hörbar von der erneuerten Finsternis durchzogen. Hier entstehen beklemmende Headbanger, die mit filigraner Gewalt auf das Gemüt drücken.

Tatsächlich muss man sich in „The Nightmare Of Being“ erst einhören, weil die Bruchstellen bei At The Gates selten derart ausgeprägt waren. Die Schweden häuten sich gerne mal musikalisch, doch fühlte sich der Einschnitt selten so markant an wie hier. Beißende Finsternis und melodischer Psychoterror durchziehen fast die komplette Platte, ohne das klassische Melodic-Death-Geschehen komplett hinter sich zu lassen. Was auf den ersten Blick etwas unorthodox anmutet, fügt sich mit fortlaufender Spieldauer immer besser zusammen, einem überdimensionalen Puzzle der einsetzenden Selbstaufgabe gleich. At The Gates erfinden sich neu und machen ihre Sache verdammt gut. Man muss bloß die nötige Geduld für dieses hochspannende Werk mitbringen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 02.07.2021
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: atthegates.se
Facebook: www.facebook.com/AtTheGatesOfficial

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Category: Magazin, Reviews

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