10,000 Years – II

| 22. Juni 2021 | 0 Comments
10,000 Years

(c) 10,000 Years

In einem ansonsten alles andere als sympathischen Jahr meldeten sich 10,000 Years erstmals zu Wort. Das schwedische Trio veröffentlichte 2020 eine selbstbetitelte EP, deren Urgewalt an große Kollegen erinnert, darunter High On Fire und Kylesa. Zwischen Stoner, Doom und Sludge bäumt sich auch der Nachfolger auf, dieses Mal sogar auf Albumlänge ausgedehnt. Natürlich trägt dieser den Titel „II“ und begibt sich auf eine interstellare Reise der brachialen Art.

Das beklemmende „Gargantuan Forest“ eröffnet die Platte so richtig und zeigt, wohin die Reise geht. Bauen sich die ersten 90 Sekunden noch zittrig bis psychedelisch auf, gehen die Nordlichter hernach in die Vollen. Bleierne Rhythmusabteilung, dicke Gitarren und gepresste Schreie dringen ans Ohr, schneiden ins Fleisch. Instrumentale Zwischenspiele lockern das Geschehen bedingt auf, gerade das ellenlange Gitarrensolo mit jenseitigem Beigeschmack verstört komplett. Im Anschluss erhöht das kurze, knackige „Spinosaurus“ die Schlagzahl deutlich. Pure Bosheit, unendliche Distortion und dezenter Hardcore-Punk-Spirit zerschießen den doomigen Sludge-Ansatz mit wachsender Begeisterung.

Am anderen Ende dieser Platte lauert ein Monolith. „Dark Side Of The Earth“ überspringt in aller Lockerheit die Acht-Minuten-Marke und steht sinnbildlich für die Musikalität von 10,000 Years. Die Art und Weise, wie die Schweden diesen Track Schicht für Schicht aufbauen, nur um sich schließlich im bratenden Midtempo zu entladen und klassische Stoner-Riffs komplett zu entfremden, nötigt Respekt ab. Gefühlt bleiben 10,000 Years relativ statisch, eine Art Zugeständnis an klassischen Doom, während rundherum wiederholt Stürme über das Land ziehen und Erwartungen mit dem Nagelbrett massieren.

Natürlich ist diese ungefilterte Verzweiflung, die stete Vermittlung drohenden Unheils, nicht so einfach zu verdauen. Zwischen zermalmender Schwere, greifbarem Frust und entstellten Instrumenten am Anschlag dreht „II“ sämtliche Regler weit übers Maximum hinaus und spielt einfach mal los. Die Kombination aus Stoner-Sludge-Riffs und psychedelischem Doom kommt gut, die Vocals werden immer giftiger, das Unwohlsein nimmt mit jeder Minute zu. 10,000 Years wollen nicht gefallen und tun es letztlich doch – wie eine Wanderung durch einen finsteren Wald, von der nicht alle heil zurückkommen werden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.06.2021
Erhältlich über: Interstellar Smoke Records

Facebook: www.facebook.com/TenThousandyrs

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Category: Magazin, Reviews

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