Urne – Serpent & Spirit

| 21. Juni 2021 | 0 Comments
Urne

(c) Gav Thane

Das Ende von Hang The Bastard öffnete Joe Nally und Angus Neyra neue Möglichkeiten, um ihre großen, dicken Riffs zu verbreiten. Gemeinsam mit Richard Harris gründeten sie 2018 Urne – die deutsche Schreibweise sieht nach Band-Empfinden cool aus – und veröffentlichten eine spannende EP zwischen Stoner-Sludge, Hardcore, Doom und Tech. Bemühte man sich bei besagtem Kleinformat noch um vergleichsweise direkte Töne, kennt das Debütalbum „Serpent & Spirit“ keine Grenzen.

Am Anfang lauert der Titelsong, zugleich längster Track der Platte. In knapp neun Minuten breitet „Serpent & Spirit“ gemächlich seine Schwingen aus. Was wie eine Prog-Fanfare beginnt, verfinstert sich nach gut 90 Sekunden mit dem ersten von vielen dicken Riffs. Gemeinsam mit den aggressiven, gepressten Shouts werden gewisse Erinnerungen an frühe Mastodon wach; ein Eindruck, der sich im Lauf der Platte wiederholt aufdrängt. Aber auch deren neuere, melodisch-verspielte Schule findet Platz. Urne spannen dramatische Klangbögen, mischen geifernde Wut und brachiale Explosivität hinzu, nur um immer wieder zu himmlischen Momenten erhabener Eingängigkeit zurückzufinden.

Ja, „Serpent & Spirit“ ist eine komplexe Platte geworden, denn mit allen Freiheiten hält der Wahnsinn Einzug. Davon hat „Desolate Heart“ mehr als genug zu bieten. Hier kommen Hardcore- und sogar Thrash- sowie Tech-Death-Einflüsse durch. Ein komplexes Feuerwerk furioser Gitarrenideen, drückender Bassläufe und Drumkit-Virtuosität breitet sich aus. Der ausladende, epische Mittelteil mit seinen filigran arrangierten Melodien zählt zu den Highlights der Platte, das plötzliche Abschalten hin zur nächsten Explosion ist ein Fest. Gesondert will zudem „Memorial: Sing Me To Rest“ erwähnt werden, das sich von aufwühlenden Doom-Schleifen mit Hands-Anteil bis zu schwarzmetallischen Sprints hangelt, und zwar übergangslos.

„Serpent & Spirit“ bietet Wahnsinn in Reinkultur, häufig am schmalen Grat zur kompletten Überforderung wandelnd. Doch gerade das kommt Urne letztlich auf kuriose Weise zugute, denn die Melange aus krachenden Riffs, manischen Fanfaren und beinahe massenkompatiblen Momenten bietet sehr hohen Unterhaltungswert. Natürlich werden Erinnerungen an die großen, proggig angehauchten Stoner-Sludge-Bands der letzten Jahre wach, doch mit der kurzweiligen Balance aus Brechstange, Technik und feiner Klinge schaffen die Briten ein Alben, das selbst diese großzügig gefassen Genre-Schubladen sprengt und Breitenwirksamkeit entfaltet, ohne massentauglich zu sein. Im Widerspruch lauert große Kunst einer hochspannenden Band.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.06.2021
Erhältlich über: Candlelight Records / Spinefarm Records

Facebook: www.facebook.com/urneband

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Category: Magazin, Reviews

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