Siniestro – Vortexx

| 12. Mai 2021 | 0 Comments
Siniestro

(c) Jens Ryden

Wenn der eisige Norden Schwedens mit dem Feuer von Santiago de Chile kollidiert, dann können Siniestro nicht weit sein. Das Duo um Commander und The Machine, vermutlich nicht die echten Namen der beiden Musiker, verbinden Black Metal mit Thrash und etwas Punk, begleitet von Unbarmherzigkeit und unnachgiebigem Drive. Genau das zeichnet die neue Platte „Vortexx“ aus, ein gleichermaßen komplexes wie rasiermesserscharfes Stück Schwermetall.

Los geht’s mit „One Last Bullet One Last Ride“, und besser lässt sich die Platte nicht zusammenfassen, zumal das Duo sämtliche musikalischen Einflüsse miteinander kollidieren lässt. Das aggressive, leicht angepunkte Tempo arbeitet mit brachialem Thrash, Vocals und Melodien steuern stärker in Richtung Black Metal. Schließlich kollidieren die Fronten im Chorus und zerlegen alles. Die Kombination aus frostigem Elan und martialischen Squeals kann was. „Escaped By Death“ ist das Mantra zu einem späteren Zeitpunkt und erhöht die Schlagzahl mit wachsender Begeisterung. Siniestro schrauben die Heavyness in die Höhe, treten ein gewaltiges Solo vom Stapel und verwenden Blackened-Elemente vor allem als pechschwarze Farbtupfer. Das funktioniert erstaunlich gut.

Komplexer wird es hingegen in den ellenlangen Songs, nicht nur hinsichtlich Songstruktur. Hier ringt das Duo gelegentlich ein wenig mit den eigenen Ideen. So verfügt „Anti Human Commando“ beispielsweise über zahlreiche fantastische Zutaten, doch scheint gerade der Mittelteil eine Spur zu sehr ausgereizt zu werden. Der kuriose Gesang im zweiten Mammut „Blod Eld Död“ mit Viking- und Pagan-Charme sorgt zunächst für Belustigung. Siniestro spielen hier mit den Elementen einer epischen Power-Ballade, die letztlich doch unwahrscheinlich fies zelebriert wird – gute Sache, wie auch der folgende Nackenschlag „Black Acid Rain“ mit unerwartet pulsierenden Harmonien.

Ab und an wäre das Skalpell hilfreich gewesen, gerade in den überlangen Nummern und Zwischenspielen, doch kann selbst dieser kleine Makel dem Auftreten von Siniestro nichts anhaben. „Vortexx“ punktet durch Bosheit und Spielwitz, denn hinter dem oberflächlich stumpfen Gerumpel stecken gut durchdachte Arrangements mit zahlreichen Kunstgriffen und Widerhäkchen, die sich erst beim zweiten, dritten Durchlauf entfalten können. Fiese Fassade, cleverer Kern, meisterliche Riffs – das Beste beider Welten weiß zu unterhalten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.05.2021
Erhältlich über: Black Lodge Records (Rough Trade)

Facebook: www.facebook.com/siniestrosweden

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES