Capra – In Transmission

| 21. April 2021 | 0 Comments
Capra

(c) Gabrielle LeBlanc

Als wäre man mit einem unversöhnlichen Monster in einem kleinen Zimmer eingesperrt, so fasst Tyler Harper den Einstand von Capra zusammen. Der Gitarrist gründete die Band 2016 nach einem 90tägigen Entzugsaufenthalt als gemeinsames Projekt mit Schlagzeuger und Langzeit-Mitstreiter Jeremy Randazzo, den er bereits aus diversen Gruppierungen kannte. Bassist Ben Paramore und Sängerin Crow Lotus komplettierten das Quartett nach ein paar Line-up-Wechseln, vereint durch ein Faible für den Hardcore- und Punk-Sound der späten 90er und frühen 00er Jahre. Dabei ist das Debüt „In Transmission“ doch viel mehr als das.

So sprintet „Hollow Doll“, der erste echte Song nach einem kurzen Intro, mit einem Double Punch aus Blackened Hardcore und Grindcore los, ranzig und undurchdringlich. Lotus klingt giftig und explosiv – der Rausschmeißer „Samuraiah Carey“ nimmt Teile des Sounds erneut auf und schließt den Kreis, wenngleich letzterer Track deutlich dynamischer klingt, zugleich wesentlich ausführlicher aufgezogen wird. Typisch für den Sound des US-Quartetts ist „Torture Ship“, wo die verschiedensten Welten kollidieren. Die Riffs gehen teils in eine knackige Hardcore-Punk-Richtung, rundherum schimmern metallische Elemente durch, das Intro erinnert entfernt an Lamb Of God.

Falls jetzt noch keine Verwirrung herrschen sollte: „Mutt“ reizt die Grenzen des Machbaren gekonnt aus. Lotus‘ frontaler Ansatz geht unter die Haut, der metallische Hardcore dahinter erinnert an Azusa im Anschlag. Als ob das noch nicht genug wäre, sorgt ein an Greg Puciato erinnernder Gastauftritt von Bandkumpel Jed Payne im Schlussakt für Furore. Das martialische Stelldichein unterstreicht die Math-Ambitionen Capras grandios. Wieder ein paar Türen lässt „The Locust Preacher“ zwischendurch ein wenig Luft für Entspannung, und auch „Red Guillotine“ erlaubt gelegentlich (sehr) kurze Verschnaufpausen, bevor der Tross weiterzieht.

Bei aller rasender Energie und abgefucktem Converge-Elan, um einen weiteren prominenten Namen in den Ring zu werfen, gehen die nicht minder begeisternden Lyrics beinahe unter. Crow Lotus möchte Menschen, die im Alltag gerne übersehen werden, eine Stimme geben, und genau diese energische, wichtige Motivation ist stets greifbar. Alleine deswegen ist „In Transmission“ schon wichtig, dazu kommt eine durchgeknallte Abrissbirne mit Elementen von Living Sacrifice und Zao, die alle Sinne gleichzeitig torpediert. An diesem unfassbaren Leckerbissen werden sich Capra künftig messen lassen müssen – was für ein grenzgeniales Brett.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 23.04.2021
Erhältlich über: Metal Blade / Blacklight Media Records (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/Capraband

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Category: Magazin, Reviews

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