Obzerv – Acherontia Atropos

| 3. April 2019 | 0 Comments
Obzerv

(c) Obzerv

Manchmal lohnt es sich, ein zweites und ein drittes Mal hinzuhören. Dann entdeckt man im Meer an Bandcamp-Hopefuls auch echte Perlen. Obzerv fallen definitiv in diese Kategorie. Die Griechen bewegen sich in überwiegend modernen, knüppelharten Prog-Gefilden und nehmen Periphery sowie, in etwas wuchtigeren Momenten, Meshuggah mit auf die Reise. Ihre neue Platte „Acherontia Atropos“ ist nur via Bandcamp erhältlich – ein kleiner Umweg, der sich ohne Frage lohnt.

Ihren komplexen Wahnsinn fassen sie wohl am besten in „Overthrown“ zusammen, das auch gleich, quasi im Vorbeigehen, die Neun-Minuten-Marke knackt. Von wütenden Frontalattacken mit fiesen Growls und Stakkato-Riffs über knackig-metallischen Klargesang bis hin zu filigraner Saitenarbeit schwappt die komplette DNA der Griechen immer wieder über und legt puren Wahnsinn in unzähligen Druckwellen frei. Mit einem High-Speed-Soloteil, bärbeißigen Stomper-Einschüben und ein wenig Metallica der Mitt-90er ist in diesem Giganten nun wirklich alles dabei.

Diesen ausladenden Wahnsinn vermisst man auf dem Rest der Platte, was allerdings kein Fehler ist. Die fokussiertere Herangehensweise fördert gleich mehrere Mini-Perlen zu Tage. „Apex Predator“ erweist sich als Gummitwist im Westentaschenformat, „Thought And Voice“ lebt von cleverer Gitarrenarbeit und mehreren Mini-Explosionen, während „Mother Nature Is A Serial Killer“ auf klassischere Prog-Sounds und mehr Melodie setzt. Es muss nicht immer bärbeißige Härte sein, wenn Obzerv zu Werk gehen, auch wenn die Frontalattacken im Rausschmeißer „Plot Twist“ besonders gut kommen.

Zwischen den Stühlen braut sich eine angenehm monströse Platte zusammen. Obzerv mögen keine Innovatoren sein, haben dafür aber ganz genau verstanden, wie die abgedrehte, etwas brachialere Modern-Prog-Jugend zu klingen hat. Filigrane Melodien und hymnische Elemente kollidieren immer wieder mit Death- und Thrash-Auswüchsen, mit vereinzelten Djent-Riffs und betont komplexer, verquerer Arrangierung. „Acherontia Atropos“ mag vielleicht nur bedingt Neues zu bieten zu haben, entpuppt sich dafür von vorne bis hinten als echte Wuchtbrumme mit Suchtfaktor.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.04.2019
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Website: obzerv.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/obzervband

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Category: Magazin, Reviews

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