Metallica – Hardwired…To Self-Destruct

| 21. November 2016 | 0 Comments
Metallica

(c) Universal Music

Vor acht Jahren erschien das bis dato letzte reguläre Metallica-Album „Death Magnetic“. Seither gab es eine EP mit Outtakes, diverse Live-Scheiben und eine höchst umstrittene Platte mit Lou Reed. Zum Vergleich: In den acht Jahren zwischen 1983 bis 1991 veröffentlichte die wohl größte Metalband der Welt reihenweise Ausnahmewerke. Wie relevant sind die einstigen Thrash-Mitbegründer eigentlich heute noch? Geht es nach „Hardwired…To Self-Destruct“, könnte der x-te Frühling ins Haus stehen, wenngleich auch mit Sternchen. Aber der Reihe nach.

Zwei CDs, zwölf Songs, gut 77 Minuten Spielzeit – Metallica haben nach all den Jahren viel zu sagen. „Hardwired“, der mit Abstand kürzeste und härteste Song der neuen Platte, eröffnet den Reigen mit einer wilden Thrash-Attacke und einem vollmundigen „We’re so fucked“. Simpel, effektiv und brachial, wohl aber ein wenig Ettikettenschwindel: Echte High-Speed-Banger bleiben in weiterer Folge fast komplett aus. Stattdessen setzt es im direkten Anschluss „Atlas, Rise!“. Die Melodie-Granate explodiert mit ihren dicken Leads gleich mehrfach.

Insgesamt befinden sich die stärkeren Songs ohne Frage auf der ersten Scheibe. „Dream No More“ feiert die Rückkehr von Cthulhu mit fiesem Midtempo-Biss und überraschenden Iommi-Riffs, der Vorbote „Moth Into Flame“ kreuzt die Eingängigkeit von „Escape“ mit der Dynamik von „Ride The Lightning“ und „Now That We’re Dead“ geht als kleiner Bruder von „Sad But True“ durch. Zum Abschluss von CD1 deutet „Halo On Fire“ zunächst eine Ballade an, wird mit zunehmender Spieldauer aber immer bissiger, intensiver und ausladender. Alles, was diesen acht Minuten fehlt, ist ein mörderisches Hammett-Solo.

Kirk Hammett wirkt nur bedingt motiviert. Er verlor über 250 für das neue Album angedachte Riffs und wirkt bei so manchem Solo durchaus lustlos. Das äußert sich vor allem auf der schwierigen zweiten CD, deren vertrackter, getragener Sound die „Load/Reload“-Ära heraufbeschwört. „Am I Savage?“, „Confusion“, der Lemmy-Tribute „Murder One“ und Konsorten sind immer noch von gehobener Klasse und haben durchaus Grower-Potential, können aber nicht ganz mit dem Rest mithalten. Wie gut, dass „Spit Out The Bone“ zum Schluss die Kohlen aus dem Feuer holt. Metallica brennen ein siebenminütiges Thrash-Feuerwerk mit Brechstange, Labyrinth-Struktur und mörderischem Biss ab, das durchaus nacht Jungbrunnen klingt und sich selbst vom x-ten Wah-Wah-Solo nicht runterziehen lässt.

Abermals vergessen Metallica auf den Rotstift. Sicher wäre es auch ohne die soliden „Here Comes Revenge“ und „ManUNkind“ gegangen, doch von Straffung haben die Metal-Daddies noch nie etwas gehalten. So verlangt „Hardwired…To Self-Destruct“ gerade auf CD2 den einen oder anderen An- und Durchlauf. Dass selbst das 90s-Recycling mit „Load“-Charme aufgeht, spricht für die Beharrlichkeit und Routine der Veteranen. Metallica verlangen Geduld und Sitzfleisch. Zur Belohnung setzt es einige bockstarke Songs, ein willkommenes Abrücken vom Loudness-War und so etwas wie einen musikalischen Streifzug durch die letzten drei Jahrzehnte. Für die Bay-Area-Giganten könnte „Hardwired…To Self-Destruct“ zugleich ein mehr als würdiges Studiofinale sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.11.2016
Erhältlich über: Vertigo Records (Universal Music)

Website: metallica.com
Facebook: www.facebook.com/Metallica

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Category: Magazin, Reviews

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