Enchant – The Great Divide
Elf Jahre nach dem letzten Studioalbum meldet sich eine der wohl unterbewertetsten Prog Rock-Bands der letzten 20 Jahre endlich wieder zurück. Das letzte, was man von Enchant hörte, war das Doppel-Live-Album „Live At Last“, welches auch schon wieder zehn Jahre auf dem Buckel hat. Sänger Ted Leonard ist in den Jahren zwar immer wieder musikalisch in Erscheinung getreten (Thought Chamber, Spock’s Beard), aber es geht doch nichts darüber die komplette Band wieder am Start zu haben. Die Kalifornier sind ihrem Stil treu geblieben und zelebrieren auf „The Great Divide“ guten alten (dezent poppigen) Prog Rock, wie man es von den Jungs gewohnt war.
Klarerweise hat man sich über die Jahre auch weiterentwickelt. So hört man im Opener „Circles“ gewisse Spock’s Beard-Elemente. Leonard gestaltet seinen Gesang abwechslungsreicher und lässt seine Stimme auch in tieferen, gemäßigteren Tonlagen glänzen. Das Keyboard ist dominanter und auch die mehrstimmige Bridge erinnert an Leonards zweite Spielwiese. „Within An Inch“ beginnt ungewohnt schräg und entpuppt sich im Refrain als ein Highlight der Platte. Leonard schafft die hohen Tonlagen ohne Probleme und ein griffiges Keyboard-Solo von Sean Flanegan wertet die ohnehin starke Nummer zusätzlich auf.
Der atmosphärische Titeltrack trumpft mit einem stimmigen Jam-Vibe, was eine weitere Stärke des Bay Area-Fünfers ist. Die Prog-Veteranen spielen hervorragend zusammen und wissen songdienliche Spielereien geschickt in Szene zu setzen. Das mal harte, mal zarte „All Mixed Up“ ist ein weiterer Ohrenschmaus, welches einmal mehr mit Leonards emotionsgeladenem Gesang und dem nicht minder intensiven Gitarrenspiel von Doug Ott glänzt. „Deserve To Feel“ ist ein hervorragendes Beispiel, wie leichtfüßig die Jungs zwischen poppiger Eingängigkeit und ausladenden Prog-Passagen hin und her wechseln können.
Enchant können’s immer noch, keine Frage. Der einzige Haken an der insgesamt acht Songs umfassenden Platte ist der fehlende Biss. Das Tempo bzw. das Muster, mit dem die Band vorgeht, ändert sich kaum und tut somit dem Spannungsbogen der aus Großteils überlangen Songs bestehenden Platte nicht unbedingt einen Gefallen. Ab und an wäre – längenmäßig gesprochen – weniger mehr gewesen. „The Great Divide“ erweist sich trotzdem als durchaus gelungenes, wenn auch etwas zu braves Comeback-Album. Jedenfalls tut es gut, Enchant in der Prog-Szene wieder begrüßen zu dürfen.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 26.09.2014
Erhältlich über: Inside Out Music (Universal Music)
Website: www.enchantband.com
Facebook: www.facebook.com/enchantband
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