Benea Reach – Possession

| 9. April 2013 | 0 Comments

(c) Alexander Benjaminsen

In einer Zeit, in der jedes neue Release in der Djent-Szene austauschbarer als das vorherige klingt, gibt es immer noch genug Platz für die eine oder andere positive Überraschung, wie die Jungs von Benea Reach mit ihrem Drittwerk „Possession“ eindrucksvoll beweisen. Das norwegische Sextett knüpft zwar genau da an, wo man anno 2008 mit „Alleviat“ aufgehört hat. Allerdings trifft ihre Mischung aus Math-Metal, Sludge und Hardcore dieses Mal deutlich stärker den Nerv der Zeit als es vor fünf Jahren der Fall war.

Wie schon beim Vorgänger sorgt wieder der dänische Vorzeigeproduzent Tue Madsen (Mnemic, The Haunted, Kataklysm) für die richtige, soundtechnische Inszenierung des elf Tracks umfassenden Monsters. Die Songs ertönen druckvoll und klar aus den Boxen ohne überproduziert oder zu überwältigend zu wirken. Schon der Opener „Woodland“ glänzt mit tonnenschweren Riffs, vertrackten Songstrukturen und derben Shouts. Atmosphärische Parts und cleane Gesangspassagen verleihen dem Album zusätzlich einen passend düsteren Ton.

Bei all der Sperrigkeit gibt es mit „The Mountain“ und „Empire“ auch verhältnismäßig eingängigere Nummern, die es sogar schaffen, sich stellenweise in den Gehörgängen festzusetzen. Besonders „Empire“ weiß zudem noch mit überragender Vocal-Leistung von Ikka Viitasalo zu begeistern. Was der Typ aus seinem Organ rausholt, verdient Respekt. Kommt wie bei „Desolate“ noch weibliche Gesangsunterstützung dazu, sollten sich auch die letzten Nackenhärchen aufgestellt haben.

„Crown“ rückt die Hardcore-Seite der Jungs in den Vordergrund und erinnert besonders in den ungezügelten Passagen an die Amis von The Chariot. Bei all dem Geholze finden die Herren aber immer noch Platz für stimmige Zwischenparts und ein Sintflut-artiges Outro. In eine ähnliche Richtung geht „Shedding Skin“. „The Dark“ macht seinem Namen alle Ehre und repräsentiert die beklemmendste und zugleich böseste Nummer der Platte. Das abschließende Epos „Aura“ lebt von schleppenden Songstrukturen und dezenter Synthi-Begleitung. Die gefühlvollen weiblichen Gesangslinien liefern einmal mehr das zerbrechliche Gegenstück zu Viitasalos nervenzerreißenden Vocals.

Benea Reach servieren mit „Possession“ sicherlich keine leichtverdauliche Kost, was aber auch niemand von den Jungs erwartet hat. Vertrackter Math-Metal mit enormer atmosphärischer Dichte trifft auf alles zermalmende Härte inklusive Hardcore-Attitüde. Das Resultat ist eines der spannendsten, progressiven Metal-Alben der letzten Jahre. Die Norweger waren noch nie etwas für den zartbesaiteten  Gelegenheitshörer. Warum sollte sich das mit diesem Brett ändern? Wer’s also gern experimentell und wuchtig mag, sollte sich dieses Teil unbedingt unter den Nagel reißen. Top!

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 29.03.2012
Erhältlich über: Spinefarm Records (Soulfood)

Facebook: www.facebook.com/beneareach

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Category: Magazin, Reviews

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