Boil – aXiom

| 11. Februar 2013 | 0 Comments

Boil

Während Tool die Arbeiten an ihrem neuen Album intensiveren, melden sich Boil, selbst so etwas wie Jünger der US-Amerikaner, mit Nachschub zurück. Die Dänen sorgten 2010 mit ihrem Zweitling „A New Decay“ für einen kleinen Überraschungshit, auf dem Sound der offenkundigen Vorbilder aufbauend, gemischt mit ein wenig Britrock und einem Hauch Elektronik. Stillstand ist für die Skandinavier ein Fremdwort. So sprach man in den letzten Monaten mit Patienten verschiedener psychiatrischer Anstalten, insbesondere jenen mit Wahnvorstellungen. Nicht nur die Texte, auch die Musik auf „aXiom“ weist durchaus schizophrene Tendenzen auf.

Dass die Dänen nichts davon halten, sich im Kreis zu bewegen, verriet bereits der vorab veröffentlichte Clip zu „Vindication“, mit knapp acht Minuten Spielzeit Dreh- und Angelpunkt des dritten Boil-Studioalbums. Die sägenden, über dem Arrangement schwebenden Gitarren kennt man, die verstärkt auftretenden elektronsichen Elemente ziehen sich über weite Strecken durch das neue Album. Gewissermaßen passt das zum Zeitgeist, stört auch nur selten. Wie diese Gewinn bringend eingesetzt werden, zeigt der majestätische, intensive Refrain, in dem sie weit im Hintergrund mitschwingen, dafür so etwas wie eine solide Basis für das Klangbild geben. Im Prinzip fasst dieser Track die neue Platte perfekt zusammen: rockender Beginn, Electro-Einsatz, instrumentales Break mit nachdenklichen Untertönen, fieser Growl-Part, hochtrabendes, losgelöstes Finale – klingt schematisch, fügt sich jedoch zu einem wahren Monster zusammen.

Wer Boil vor allem zu schätzen weiß, wenn sie kompromisslos rocken, wird die ersten drei Tracks genießen. „Sever The Tie“, „Moth To The Flame“ und speziell das entfernt an Disturbed erinnernde „Blink Of An Eye“ sind waschechte Hits, die nach Airplay dürsten und mit großen Refrains nach ausladenden Gesten schreien. „Sunbound“ zeigt, dass die Dänen auch metallischen Klängen längst nicht mehr abgeneigt sind; Growls, peitschende Drums und ein ebenso aggressives Riff lässt modernen Thrash auf Mnemic treffen. Einzig der Mittelteil fällt ein wenig ab, bietet solide, wenngleich auch eher brave Stangenware, aus der bestenfalls die beklemmende Halb-Ballade „Darkest“ herausragt. Die gesampelten Streicher vermengen Folk mit proggiger Melancholie.

Der Fortschritt wird zum Rückschritt, wenn auch nur im Kleinen: An die beklemmende, alles umarmende Magie von „A New Decay“ kommt die neue Platte nicht ganz heran. Dabei ist es erstaunlich zu sehen, wie sehr sich Boil weiterentwickelt haben. Natürlich standen Tool auch für „aXiom“ Pate, man versteht sich jedoch mittlerweile auch auf gesteigerte Electro-Einflüsse, auf US-Metal, Ambient und Airplay-taugliche Rock-Riffs. All das ergibt einen Kessel Buntes, natürlich in schlichte Grautöne gehüllt, der sich erst nach mehreren Durchläufen einigermaßen erschließt, dabei aber auf einen grandiosen Aufakt und ein ebenso atemberaubendes Finale bauen kann.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 15.02.2013
Erhätlich über: Vicisolum Productions / Sound Pollution (Rough Trade Distribution)

Facebook: www.facebook.com/boilmusic

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Category: Magazin, Reviews

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