Biffy Clyro – Opposites

| 12. Februar 2013 | 0 Comments

Biffy Clyro

Mehr als drei Jahre nach „Only Revolutions“ melden sich Biffy Clyro mit einem imposanten Doppelschlag zurück. Ein einfaches Album scheint für die geballte Songfülle von „Opposites“ nicht gereicht zu haben, also hat man kurzerhand ein Doppelalbum daraus gemacht. Das mag auf den ersten Blick wie ein Fehler wirken, denn viele Doppelalben enthalten nicht genügend Substanz, um über die volle Länge zu tragen. Von diesem Makel könnte „Opposites“ gar nicht weiter entfernt sein.

Die Songs auf „Opposites“ verlangen nach Metaphern. Zum Beispiel „Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt“. Oder „Mit dem Kopf durch die Wand“. Musikkritiker stehen ja in dem Ruf, sich solcher Metaphern zu oft zu bedienen, aber „Opposites“ fährt beim Hören so über einen drüber, dass man sich schlicht nicht anders zu helfen weiß. Denn was die Schotten hier hingezaubert haben, scheint teilweise sogar für das Stadion zu groß. Der Weg, der auf „Puzzles“ eingeschlagen und auf „Only Revolutions“ konsequent fortgeführt wurde, kommt auf „Opposites“ zu seiner Vollendung – Rock mit den unterschiedlichsten Stilelementen, manchmal größenwahnsinnig, aber immer unglaublich wirksam. Ein Beispiel: der ziemlich früh im Internet verbreitete Song „Stingin‘ Belle“. Ein Gitarrengewitter eröffnet das Lied, im Refrain werden dann schnell mal die mehrstimmigen Chöre ausgepackt, und das Outro macht gleich mal zwei der vier Minuten aus. Dudelsäcke inklusive. Bei „Spanish Radio“ bitten Biffy Clyro eine Mariachi-Band ins Studio, „Biblical“ könnte in Zukunft als Blaupause für den perfekten Popsong gelten.

Viele Bands tappen, wenn es ihnen gar nicht groß genug sein kann, in die Eintönigkeits- / Kitschfalle. An der schrammen Biffy Clyro manchmal knapp vorbei, tappen aber nie voll rein. „Skylight“ etwa mit seiner 80er-Stimmung geht hart an die Grenze zum Kitsch. Gerettet wird die Situation aber meist von einer irren Wende im Song. „Black Chandelier“ etwa legt, bevor der Kitsch wirklich überhand nimmt, eine 180-Grad-Kehrtwendung zum echten Brecher hin, um im Finale dafür um so schöner zu wirken. Die Stimme und die Lyrics von Simon Neil tun ihr Übriges. Neil drückt sich neuerdings nicht mehr ganz so kryptisch aus, sondern fleht die besungene Dame und damit die Zuhörer auch schon mal direkt an. „Please believe in me, like I believe in you“ heißt es schlicht und einfach wunderschön in „The Thaw“.

Vorbilder sind hier schwer auszumachen. Klar, die Foo Fighters winken immer wieder mal um die Ecke, aber ebenso meint man in Songs wie „Victory Over The Sun“ Bands wie Bloc Party rauszuhören. Biffy Clyro perfektionieren aber vielmehr ihren ganz eigenen Stil, der viele „Sellout!“ rufen lassen wird – besonders die, die immer noch der Anfangszeit der Schotten hinterher trauern. Aber wenn das Sellout sein soll, dann schmeißen ihnen die Leute hoffentlich das Geld hinterher und genießen dafür eines der besten Alben der letzten Jahre.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 25.01.2013
Erhältlich über: 14th Floor Records (Warner Music)

Website: www.biffyclyro.com
Facebook: www.facebook.com/biffyclyro

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Category: Magazin, Reviews

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