Moonspell – Alpha Noir
Man könnte meinen, eine Band klinge nach 23 Jahren Bandgeschichte etwas müde. Wer dies behauptet, hat es noch nicht mit den Wölfen aus Portugal zu tun gehabt. Das mittlerweile zehnte Studioalbum von Moonspell, „Alpha Noir“, bedient sich Vergangenem und interpretiert es zugleich völlig neu. Die immer schon praktizierte Mischung aus Dark Metal, Black Metal und Gothic wird bei „Alpha Noir“ abermals zusammengeschüttet und ordentlich durch gemixt – in diesem Falle aber wohlgemerkt kein Nachteil.
Jede der bisherigen Veröffentlichungen erschloss neue Türen zum Dark Metal-Universum, sei’s das 1995 erschienene „Wolfheart“ oder das zweite Album „Irreligious“, das bis heute als Meilenstein gehandelt wird. Doch selbst im 2008 erschienenen Silberling „Night Eternal“ blieb die Band ihrem Charakter treu, besann sich ihrer alten Stärken und schlägt vier Jahre später mit „Alpha Noir“ wieder in die „Wolfheart“-Kerbe. Purismus ist angesagt – auf Type O Negative- und Depeche Mode-Flair wird ebenso verzichtet wie auf Clean-Gesänge oder weibliche Guest Vocals, wie beispielsweise Annette van Giersbergen (ex-The Gathering) in „Scorpion Flower“, der Lead-Single aus dem Album „Night Eternal“. Stattdessen lässt Fernando Ribeiro in seinen facettenreichen Shouts den Werwolf in bzw. aus sich sprechen.
Musikalisch werden Gothic- und Black Metal-Einflüsse auf ein kaum mehr wahrnehmbares Level gedrückt. Stattdessen frönen die Iberer bösem, düsteren Dark Metal mit hämmernden Thrash-Einlagen. Schon der der erste Track „Axis Mundis“ verkörpert diese Eingängigkeit und eine gleichzeitige zentnerschwere Finsternis. Spärlich eingesetzte Melodien werden durchbrochen von orchestralen Klängen – als bestes Beispiel bietet sich „Lickanthrope“ an. Stichwort Werwolf: „Lickanthrope“ bietet auch die Vorlage für eine moderne „Rotkäppchen“-Variante, die hier auf Video gebannt wurde – inklusive haariger Verwandlungsszene natürlich. George Wagner, Regisseur des 1941 erschienen Films „Der Wolfsmensch“, hätte daran wohl seine hellste Freude gehabt.
Die erste Möglichkeit zur Verschnaufpause bietet sich mit „Versus“ und „Em Nome Do Medo“ an. Die Riffs sind zwar druckvoll, wirken jedoch im Verhältnis etwas flacher und treten im Vergleich zu den Vocals etwas weiter in den Hintergrund, während „Opera Carne“ und besonders „Love Is Blasphemy“ (das wie ein Rekurs auf das Album „The Antidote“ wirkt) dem Zuhörer durch cooles Riffing und satten Groove abermals gehörig eine vor den Latz knallen.
Ein Album der Gegensätze, die sich auf den ersten Hör-Blick nur schwer vereinen lassen: reduziert und bombastisch, leichtfüßig und zugleich hart, brutal und zugleich romantisch – Moonspell eben. Die Platte erschließt sich erst nach mehrmaligem Durchhören, das Korsett scheint aufs Erste etwas eng geschnürt. Lässt man’s wirken, bekommt man die atmosphärischen Songs jedoch nicht mehr aus dem Kopf.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 27.04.2012
Erhältlich über: Napalm Records (Edel Music Distribution)
Website: www.moonspell.com
Facebook: www.facebook.com/moonspellband
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